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Kampfsportkurse statt sinnloser Raufereien

Stadt Bielefeld reagiert auf Massenschlägerei im Heeperholz - Jugendliche gezielt ansprechen

Bielefeld (MiS). Das Ereignis hatte für Schlagzeilen gesorgt: Im August 2005 lieferten sich türkische und russische Jugendliche im Heeperholz eine Massenschlägerei. Das Besondere: Die Jugendlichen waren aus den Nachbarkreisen angereist.
Für Bielefelds Sozialdezernent Tim Kähler war dieser Umstand seinerzeit Anlass, Vertreter der Kreise Gütersloh, Minden-Lübbecke, Herford, Lippe und Paderborn zusammen mit der Polizei zu einem Meinungsaustausch einzuladen. Die Frage: Wie kann verhindert werden, dass sich solche Ereignisse wiederholen?
»Der Meinungsaustausch war überaus kreativ«, sagte Kähler gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse. In zwei Arbeitsgruppen hatte man getagt. Die einen beschäftigten sich mit Möglichkeiten der Prävention, die anderen mit Chancen der beruflichen Qualifikation der Jugendlichen.
»Aus den Diskussionen werden konkrete Vorschläge abgeleitet«, erläuterte gestern Thomas Niekamp vom Sozialdezernat im Bielefelder Rathaus. Er hatte die Zusammenkünfte koordiniert. So sollen etwa die Freizeitangebote verbessert werden. In Bielefeld sind unter anderem Kurse zum Erlernen asiatischer Kampfsportarten geplant. Sie wurden ganz bewusst für die männliche Zielgruppe ausgesucht.
Kähler: »Die Kampfsportarten sind körperbetont, verlangen Disziplin und Einordnung in eine Gruppe.« So gelte oft ein besonderer Ehrenkodex. »Wer dagegen verstößt, muss mit dem Ausschluss aus der Gruppe rechnen.« Solche Strukturen sollen helfen, den Jugendlichen Orientierung anzubieten. Etabliert sind in Bielefeld bereits die Streetball-Mitternachtsveranstaltungen.
Niekamp nannte weitere Schwerpunkte. Dazu gehört das »soziale Frühwarnsystem«, bei dem bereits die Mitarbeiterinnen der Säuglingsstationen die Behörden auf besonders schwierige familiäre Verhältnisse aufmerksam machen, oder auch die Wohnraumsteuerung, die eine Gettobildung verhindern soll.
Da viele auffällig werdende Jugendliche aus Arbeitslosengeld-II-Familien stammen oder selbst Bezieher solcher Leistungen sind, sollen auch die Arbeitsgemeinschaften, die in den einzelnen Kreisen für ALG-II-Bezieher zuständig sind (in Bielefeld Arbeitplus), mit besonderen Sprachkursen und Qualifikationsangeboten dazu beitragen, das Gewalt- und Frustpotenzial unter den Jugendlichen zu reduzieren.

Artikel vom 11.05.2006