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Grüner Daumen zeigt nach oben

Floristen und Gartenbauer melden mehr Aufträge im umsatzstarken Mai

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Mit der Sonne kam die Arbeit: Blumenhändler sowie Garten- und Landschaftsbauer haben alle Hände voll zu tun. Ins Gartencenter Mühlenweg in Bielefeld strömen jeden Tag bis zu 2500 Kunden. »Es brennt die Hecke«, sagte gestern Mitarbeiter Rasmus Burmeister dieser Zeitung.

Der Mai ist einer der umsatzstärksten Monate der Branche. Egal ob Geranie, Eisbegonie oder Petunie: Die Ostwestfalen sind bei 25 Grad »heiß« auf Blumen. Mehr Interesse an Gartenarbeit als in den letzten Jahren hat der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW in Oberhausen beobachtet. Sprecherin Sabine Weller: »Unsere Betriebe berichten, sie hätten so viele Aufträge, dass sie sie kaum bewältigen können.« Die Frühjahrskonjunktur-Umfrage bei den 750 Mitgliedern habe »eine deutliche Tendenz zur Belebung« ergeben.
Mehr Umsatz können die bundesweit knapp 13 000 Betriebe für Garten- und Landschaftsbau gut gebrauchen, denn der war von 4,36 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf 4,24 Milliarden Euro 2005 geschrumpft. 153 Insolvenzen und 2000 verloren gegangene Arbeitsplätze waren die traurige Konsequenz. »Jetzt geht es aufwärts, weil immer mehr Menschen in ihren Garten investieren und ihn zu einem zweiten Wohnzimmer herausputzen wollen«, sagte Weller dieser Zeitung. Die Kunden legten Wert auf Farbenvielfalt, Beleuchtung und Wasserflächen wie zum Beispiel Schwimmteiche.
Wer keinen eigenen Garten besitzt, kann mit Blumen immerhin wohnen. Auf dem Küchentisch, Balkon und Fensterbrett schmücken sie das Haus. Die beste Gärtnerei in NRW kommt aus Ostwestfalen-Lippe. Die Landwirtschaftskammer zeichnete am Dienstag die Gärtnerei Schlüter in Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke) für die Qualität von Blumen, Pflanzen und passendem Zubehör sowie für Service und stimmungsvolle Aktionen aus.
Gerade zum Muttertag am 14. Mai setzen Vita und Ralf Schlüter so wie ihre Kollegen aus dem Regierungsbezirk Detmold auf die Sprache »blumisch«. Für Blumenhändler sei der Muttertag »superwichtig«, weiß Simone Heuwinkel von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Weil sich die Verbraucher auf die unerlässlichen Ausgaben für Essen und Trinken konzentrierten »und Blumen nicht mehr so oft auf dem Tisch stehen«, müsse der Umsatz an den besonderen Tagen einfach stimmen. »Der Verdrängungswettbewerb im Blumeneinzelhandel ist sehr stark«, sagte die Leiterin des Referats Handel und Dienstleistung. Etwa 17 000 Betriebe machen einen Jahresumsatz von jeweils mehr als 17 500 Euro. Im Kammerbezirk Ostwestfalen sind 600 Kleingewerbetreibende und 53 größere Betriebe, wie Baumschulen und Gartencenter, registriert. Den klassischen Blumenhandel von vor zehn Jahren gebe es nicht mehr, sieht Heuwinkel die Branche mitten im Wandel begriffen. Immer öfter werde das Angebot an Pflanzen durch Geschenkartikel ergänzt: etwa durch grüne Miniaturraupen für den Garten und rote Herzen für die Muttertagskarte.

Artikel vom 11.05.2006