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Nord-Duell wird zum Millionenspiel

Bremen will Hamburg noch den Champions-League-Platz abjagen

Hamburg (dpa). Es gilt Sicherheitsstufe 1 und es geht um zehn Millionen Euro -Êselten zuvor hatte ein Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen eine so hohe Bedeutung und Brisanz wie bei der 84. Auflage an diesem Samstag.
Weil die Emotionen im »Endspiel« um Platz zwei hochkochen könnten, müssen die Fans strikt getrennt zum Stadion anreisen, die Polizei plant einen Großeinsatz. Wer die direkte Teilnahme an der Champions League schafft, kann seine Personalplanungen offensiver vorantreiben. So würden die Chancen auf den Verbleib von HSV-Kapitän Daniel von Buyten an der Alster steigen. Und Ivan Klasnic würde sich einen Wechsel von Werder zum HSV wohl zwei Mal überlegen, wenn Bremen sicher in der Königsklasse dabei ist.
»Wenn ich die Chance habe, als Zweiter ins Ziel zu kommen, will ich das auch und wäre enttäuscht über Platz drei«, sagt HSV-Trainer Thomas Doll. Aus gutem Grund: Denn im Gegensatz zu Werder wäre der HSV in der Qualifikation für die Champions League nicht gesetzt und könnte schon hier auf Inter Mailand, Valencia oder Liverpool treffen. Da droht das Aus. »Wir werden am Samstag Taten sprechen lassen und uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen«, kündigte Doll an. Auch im 55. Pflichtspiel der Saison will er sich keine Müdigkeit einreden lassen.
Werders Manager Klaus Allofs meinte: »Eine seltsame Situation. Ich wäre gern in der Position des HSV, sprich einen Punkt in Front. Doch andererseits glaube ich schon, dass der HSV unter einem größeren Druck steht nach der jüngsten Entwicklung.« Die Hamburger hätten eher etwas zu verlieren, Bremen dagegen nur zu gewinnen. »Psychologisch gesehen liegt der Vorteil bei uns«, so Allofs.
Thomas Schaaf zollt dem Nachbarn und Gegner Respekt. »Es war nicht zu erwarten, dass sie so lange konstant spielen, das verdient Anerkennung«, sagt der Werder-Coach. »Der HSV ist sehr kompakt und hat vor allem eine starke Abwehr.« Besonders gespannt ist er auf den Einsatz von Ailton. »Wenn er spielt, freuen wir uns«, sagte er über den brasilianischen Stürmer, der in seiner letzten Saison in Bremen Meister wurde und 28 Treffer erzielt hatte.
Auch für Ailton geht es um viel: Der von Besiktas Istanbul Ausgeliehene will auf keinen Fall zurück in die Türkei. Mit seinen drei Toren in der Rückrunde der Bundesliga hat er sich aber bisher nicht so nachhaltig empfohlen, dass die Hamburger die Ablöse für 1,75 Millionen Euro zahlen wollen. Beim letzten Aufeinandertreffen Ailtons mit seinem Ex-Club verloren die Bremer 2:3 gegen Besiktas, Ailton schoss alle drei Tore für die Türken. »Wir hoffen nicht, dass er uns wieder dauernd ein Ei reinlegt«, sagte Miroslav Klose, sein in dieser Saison 24 Mal erfolgreicher Nachfolger im Bremer Sturm.

Artikel vom 13.05.2006