Bertelsmann-Mitarbeiter mit 200 000 Euro geschmiert?
Von Wolfgang Wotke Gütersloh (WB). Die Ermittlungen in der Korruptionsaffäre um die Bertelsmann-Töchter Mohn Media und Sonopress dauern an. Alle drei Beschuldigten, die bei einer Polizei-Razzia am 12. April festgenommen worden waren, sitzen weiterhin in Untersuchungshaft. In U-Haft: Khalid K. aus Pakistan. Ebenfalls in U-Haft: Bruder Ahmad I.
Rechtsanwalt Peter Wüller aus Werther (Kreis Gütersloh) vertritt mit Khalid K. (47) einen der Hauptverdächtigen, der gestern vor dem Amtsgericht Bielefeld einen Haftprüfungstermin hatte. »Wir mussten die Vernehmung nach mehr als einer Stunde abbrechen, weil sie den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Nächsten Mittwoch geht es weiter«, sagte Wüller anschließend. Er sei sicher, dass sein Mandant bald gegen eine noch festzulegende Kaution auf freien Fuß komme. Wüller: »Voraussetzung ist jedoch, dass er sich kooperativ verhält und vielleicht ein Teilgeständnis ablegt.« Im übrigen könne er nicht verstehen, warum der Sache eine solche Bedeutung beigemessen werde. »Die Tatvorwürfe sind doch gar nicht so heftig. Außerdem habe ich immer noch keine Akteneinsicht erhalten. Die Staatsanwaltschaft spricht von handfesten Beweisen. Bislang hat sie diese aber noch nicht auf den Tisch gelegt.« Wie berichtet, sollen mehrere Mitarbeiter bei Mohn Media und Sonopress jahrelang bestochen worden sein, damit sie dem Bielefelder Dienstleister »Helping Hands« (Inhaber Khalid K.) und dem Gütersloher Unternehmen »Butler Imtiaz« (Inhaber Ahmed I., 50) Millionen-Aufträge zuschanzten. Dabei soll es zu wöchentlichen Übergaben von Geld und anderen Geschenken im Wert von insgesamt annähernd 200 000 Euro gekommen sein. Im Zuge der Durchsuchungen wurde auch der vierfache Familienvater Ralf M., einst Leiter Interne Verpackung, in Haft genommen. Andere Mitarbeiter wurden kurzfristig beurlaubt. Einer soll an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt sein. Es gibt in dieser Affäre noch viele offene Fragen. So hatte die interne Revision bei Mohn Media und Sonopress schon im November Hinweise auf Korruption erhalten. Im Januar, so die Recherchen dieser Zeitung, wurden dann zwei Mitarbeiter plötzlich innerhalb des Hauses versetzt. Einer dieser Mitarbeiter heißt Ralf M. und sitzt seit der Razzia in U-Haft. Ein früherer Sonopress-Mitarbeiter erklärte dieser Zeitung, dass man den Hinweisen damals nur halbherzig nachgegangen sei: »Die Sache stinkt zum Himmel. Da gibt es noch mehr.« Erst im Dezember wurde der Ex-Sonopress-Buchhalter Horst P. wegen Untreue in Millionenhöhe zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er fechtet das Urteil inzwischen an. Während dieses Prozesses war herausgekommen, dass parallel ein weiterer Untreuefall mit weitaus höherer Schadenssumme bei Sonopress anhängig war. Dieser Fall wurde ohne Polizei und Strafanzeige aus der Welt geschafft.
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