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Falscher Spion
bringt Unglück

Neue BBC-Dokumentation bei Vox

Vox, 23.05 Uhr: Es ist eine Geschichte wie aus einem Krimi-Thriller der härteren Sorte. Der Film »Der Spion, der mein Leben zerstörte« schildert das Schicksal von acht Menschen.
Der falsche Agent Freegard mit Frau Renata und Tochter.Foto: Vox

Drei Landwirtschaftsstudenten in England lernen einen Geheimagenten kennen, der als verdeckter Ermittler gegen IRA-Terroristen eingesetzt ist. Sie schließen sich ihm an, nachdem sie in Loyalitätstests ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt haben. Später beteiligen sie sich auch finanziell mit erheblichen Summen an der »gerechten Sache«. Doch der angebliche Geheimagent ist ein Betrüger. Er heißt Robert Freegard und wird noch mindestens fünf weitere Menschen ausnutzen, ihre Existenz zerstören und sie auf Gedeih und Verderb an sich binden.
Der gelernte Tischler Robert Freegard arbeitet 1992 als Barkeeper in Newport. Seine ersten drei Opfer sind zwei Frauen und ein Mann, denen er vorgaukelt, sie würden von der IRA verfolgt. Er selbst sei im Undercover-Einsatz, und sie alle schwebten in Lebensgefahr. Er bewegt sie dazu, aus »Sicherheitsgründen« alle Kontakte zu ihren Familien abzubrechen, und »unterzutauchen«.
Freegard tritt so überzeugend auf, dass der junge Mann und seine Eltern ihm im Laufe der Zeit 300000 Pfund überlassen. Eine der Frauen wird seine Geliebte, die von ihm zwei Töchter bekommt. Insgesamt erschwindelt er sich bis zu seiner Festnahme im Jahr 2002 umgerechnet annähernd eine Million Euro, die er zur Finanzierung eines luxuriösen Lebensstils verwendet, während seine Opfer in erzwungener Armut leben.
In dem BBC-Film erzählen sie, wie es Freegard gelang, sie zu ködern, zu überrumpeln und sie zu abenteuerlichen »Missionen« zu überreden. Da ist etwa ein Uhrmacher, der von den geheimnisvollen Erzählungen des angeblichen Spions so fasziniert ist, dass er sich auf einen »Übungseinsatz« schicken lässt: Er soll nach Manchester fahren und in einem bestimmten Geschäft einen Dosenöffner für 1,25 Pfund kaufen. Er bekommt genaue Anweisungen. Und ihm wird eingeschärft, dass er unter Beobachtung stehe.
Eine schwangere polnische Geschäftsfrau bewegt er dazu, ihr Auto gegen ein billigeres einzutauschen, und behält den Differenzbetrag für sich. Bei ihr bringt er auch seine Freundin aus Newport unter, die angeblich in einem Zeugenschutzprogramm eine neue Identität bekommen soll. Eine frisch verheiratete 22-Jährige verführt er, macht sie von sich abhängig und bringt sie dazu, im Winter auf Parkbänken zu schlafen. Am Ende ist alles kaputt.
Doch schließlich holt die Justiz den Betrüger und Dieb ein. Er bestreitet alle Vorwürfe, zeigt keinerlei Anzeichen des Bedauerns und wird am 6. September 2005 von einem Londoner Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt.

Artikel vom 11.05.2006