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Armes Pisa oder vom
Wagemut der Lehrer

Kabarettist sprach Zuhörern aus der Seele


Bielefeld (bp). Das permanente »Wettergequatsche« auf jedem Rundfunk- und TV-Kanal hält der Kabarettist Henning Venske für unerträglich. Und sprach damit sicher vielen Zuhörern gestern Abend in der Boulevard-Buchhandlung aus der Seele, als er aus seinem Buch »Spätlese trocken« las. Ansonsten aber betonte er, dass er nicht erwarte, verstanden zu werden (»Das wäre mir ohnehin zu intim«): »Mir reicht es, dass ich mich auf hohem Niveau nicht selbst verstehe.«
Boulevard-Geschäftsführer Tom Kirsch erzählte dem Mann mit der unverkennbaren Stimme, er habe ihn »in der Sesamstraße kennengelernt« und jetzt begrüße er einen großen Kabarettisten mit »null Toleranz«: »So gehört sich das.«
In »Spätlese trocken« geht Venske nicht eben zartfühlend mit seinen Mitmenschen um. Kempowski ist eines seiner Ziele oder Hansjürgen Wussow: »Herbst ist, wenn man morgens aufwacht und man sieht aus wie Hansjürgen Wussow.« Er knöpft sich PISA vor: »Kein Deutschlehrer wagt es mehr, dorthin eine Klassenfahrt zu unternehmen.« Oder Venedig und »die Japaner«: »Die sollten vor Betreten der Stadt eine kleine Kulturprüfung ablegen, zumindest den Unterschied kennen zwischen Tintoretto und Vaporetto.«
Banken nimmt er sich vor und die Gesundheitsreform, den Euro und, ja, die Toleranz im Land. Und da bleibt den Zuhörern dann doch mitunter das Lachen im Halse stecken.

Artikel vom 11.05.2006