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Attacke der Blütenpollen
heftig wie lange nicht mehr

Erwachende Natur lässt die Allergiker leiden

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Dicke, gelbe Wolken wabern durch die Luft - Pollen und Blütenstaub, die sich überall festsetzen. Was die einen auf Auto, Fensterscheiben oder Gartenmöbeln stört, bereitet anderen Qualen. So stark wie seit langem nicht fällt die Blütenperiode in diesem Frühjahr aus, und entsprechend leiden Allergiker und Heuschnupfen-Geplagte unter den Attacken von Birke, Pappel, Esche und Co.

Triefende Nasen, tränende und juckende Augen und teilweise sogar Atemnot sind die klassischen Symptome. »Nach dem langen Winter mit Kälte und viel Regen ist die Heuschnupfensaison jetzt besonders heftig«, sagt der Bielefelder Internist Dr. Wilfried Voß. Viele Patienten, die sonst im Januar oder Februar unter der ersten Haselnussblüte gelitten haben, seien zu dieser Zeit völlig ohne Beschwerden gewesen.
Jetzt schlägt die Natur um so schlimmer zu. »Durch die Verspätung blüht alles auf einmal. Jetzt sind die Pollen von Pappel, Ahorn, Eibe, Birke, Eiche, Esche, Hainbuche, Platane, Rotbuche, Kirsche und Apfel unterwegs«, erklärt Udo Heidemann, Leiter des Botanischen Gartens Bielefeld. Normalerweise gebe es, wenn die Bäume aufblühen, zwischendurch einen Regentag, der die Pollen aus der Luft und von den Pflanzen wasche. Heidemann: »Seit einer Woche haben wir nun aber schon trockenes und windiges Wetter, bei dem sich der Blütenstaub ungehindert ausbreiten kann. Die Konzentration ist wesentlich höher als normal.« Und ein Ende ist nicht absehbar. Nächste Woche sei der Raps an der Reihe, Ende Mai blühen die Gräser.
Deswegen sind in dieser Saison viele Menschen deutlich stärker betroffen als in den vergangenen Jahren, hat Internist Voss beobachtet. Hat einen der Heuschnupfen erwischt, dann helfen nur noch Medikamente. In vielen Fällen sehr wirksam seien frei verkäuflich Anti-Histaminika, die die allergische Reaktion unterdrücken. Nasensprays oder Augentropfen verschaffen dann Abhilfe. Grundverkehrt: die gereizten Augen zu reiben, um den Juckreiz zu lindern. Wilfried Voß: »Dann geht es erst richtig los.
Gibt es einen »Etagenwechsel« von Nase, Rachen und Augen in die Lunge, leiden die Patienten oft unter Atemnot. Zwar nehmen die Lungen genügend Sauerstoff auf, doch durch die geschwollenen Bronchien ist der Luftaustausch gebremst. »Sinnvoll sind dann moderne cortisonhaltige Sprays, die im Gegensatz zu älteren Präparaten kaum Nebenwirkungen haben«, erläutert der Internist.
Erst wenn die Heuschnupfen-Symptome von Jahr zu Jahr schlimmer werden oder ein solcher »Etagenwechsel« droht, empfiehlt Voß eine Desensibilisierung. Für alle, die jetzt von Niesattacken und Triefnasen geplagt werden, kommt diese ohnehin zu spät. Denn die wird vorgenommen, wenn gerade keine Heuschnupfensaison ist.

Artikel vom 11.05.2006