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Potenzial nach »oben«

Florian Korte verlässt TSG in Richtung GWD Minden II

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). »Ich weiß nicht, was in den Jungen gefahren ist. Ich versteh's nicht«. Irritiert sah sich Trainer Jörg Harke am Dienstagabend mit Florian Kortes Ansinnen konfrontiert, der TSG Altenhagen-Heepen trotz gültigen Vertrages den Rücken kehren und sich zur neuen Saison GWD Minden II anschließen zu wollen.

Der groß gewachsene »Halblinke« war in seiner ersten Saison im Seniorenbereich offenbar unzufrieden mit seinen Spielanteilen; zudem übt der »Aufstieg« in die Regionalliga samt fehlendem Konkurrenzkampf wohl einen gewissen Reiz aus. GWD muss fraglos eine Ablöse zahlen, hat aber kein Geld. Ärger ist vorprogrammiert.
Da Marcel Müller - er kann in Düsseldorf als Physiotherapeut arbeiten - vor dem Absprung steht und Standby-Spieler Stanislaw Zachert anders laufende Planungen mit seinem Nein zur Bezirksliga-Reserve durchkreuzt hat, überwiegen bei der TSG zurzeit Misstöne nach einer unerwartet erfolgreichen Oberligaserie.
Dabei ist Trainer Jörg Harke mit seinem ersten Jahr bei der TSG ansonsten »vollauf zufrieden«; alles sei »ziemlich rund« gelaufen. Die derzeitige Entwicklung passe nicht. »Das nervt«, wertet Harke den Ist-Zustand drei Wochen vor dem Start der ersten Vorbereitung und will bloß kein Déja-vù-Erlebnis. »Hoffentlich habe ich diesmal mehr Spieler, mit denen ich Sachen einstudieren kann«.
TSG-Chef Heinrich Rödding bewahrt Ruhe und gelobt Besserung angesichts der Erfahrungen des Vorjahres. »Es ist uns sehr bewusst, dass die Saison kein Selbstläufer wird und wir uns verstärken müssen. Wir wollen und können investieren. Aber die Alternativen müssen auch ins System passen«.
Und das ist das Erstaunlichste: Mit Begeisterung, Improvisationstalent, Willensstärke und einem überdimensionalen Fuder Spaß setzte sich die TSG-Mannschaft frech über eine katastrophale Vorbereitung hinweg und »schnupperte« nach dem Streich beim Meister LIT Handball Nordhemmern/M. kurzzeitig gar am direkten Wiederaufstieg. Der Funke sprang auf die Fangemeinde über. »Ich habe bis zum Ende viele Leute in der Halle gesehen, die vorher lange nicht mehr da waren«, strahlt Rödding.
Angesichts 737 Gegentoren wünscht sich der TSG-Chef, dass »wir die Deckungsarbeit deutlicher stabiler hinkriegen. In der Oberliga kannst du damit mehr erreichen«. Potenzial nach oben sei vorhanden. Unbedingte Voraussetzung: Eine regelmäßig hohe Trainingsbeteiligung. »Wenn alle wieder den Kampfgeist und die Euphorie an den Tag legen, können wir noch mehr - bei besserer Abstimmung«, teilt Jörg Harke, der »eine ganz andere, nicht alltägliche Vorbereitung« ankündigt, den positiven Gesamteindruck. Wobei Röddings Gleichung so aussieht, dass Deckungsarbeit »80 Prozent Einsatz und Bereitschaft und 20 Prozent Abstimmung« sei.
An Meisterschaftsbewerbern mangelt es in der Oberliga 2006/07 nicht. In Bad Oeynhausen (Bock, Ahmann) und Lemgo (Tempelmeier) etwa tummeln sich dann Erst- und Zweitligaspieler. »Das obere Tabellendrittel wird massiv bestückt sein», unkt Heinrich Rödding stirnrunzelnd.
TSG-Torschützen: Carl-Moritz Wagner (26 Einsätze, 165 Tore/30 Siebenmeter und damit achtbester Werfer der Oberliga), Johann-David Starck (26, 134/15), Martin Glüer (24, 99/0), Florian Korte (25, 87/0), Falk von Hollen (24, 84/21), Jan-Henrik Werner (25, 80/5), Johannes Schraps (24, 55/2), Marcel Müller (17, 30/0), Stanislaw Zachert (12, 13/0), Björn Rethmeier (9, 6/0), Arne Puls (9, 5/0), Michael Bierhake (2, 2/0).

Artikel vom 11.05.2006