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Ein Ort irgendwo in Afrika

Preisvergabe bei 52. Internationalen Kurzfilmtagen

Oberhausen (dpa). Eine belgisch-afrikanische Koproduktion hat bei den 52. Kurzfilmtagen den Großen Preis der Stadt Oberhausen erhalten. Die gestern zum Abschluss des Festivals vergebene Auszeichnung geht an den Film »N12¡13.062»/W001¡32.619» Extended« von Vincent Meessen und ist mit 7500 Euro verbunden.
Der in Belgien und dem westafrikanischen Burkina Faso entstandene Film gibt auf abstrakte Weise mit den GPS-Koordinaten einen Ort in Afrika an. Der Betrachter folgt zwei Männern durch diesen Ort und entdeckt etwas, das wie eine archäologische Grabungsstätte aussieht, aber das Werk zweier Arbeiter ist.
Die beiden mit je 3500 Euro verbundenen Hauptpreise der Kurzfilmtage gehen nach Russland und Frankreich. »Civil Status« von Alina Rudnitskaya (Russland 2005) spielt in einem »Hochzeitspalast«. Es ist ein Ort, an dem das Schicksal der Menschen auf die Bürokratie stößt. Trockener Humor kennzeichne diesen Einblick in das russische Privatleben.
»Toi, Waguih« von Namir Abdel Messeeh aus Frankreich schildert in einer knappen halben Stunde eindringlich die Beziehung zwischen einem Sohn, der Regisseur geworden ist, und seinem Vater, der in Ägypten unter Nasser politischer Gefangener war. Seine »psychologische Tiefe« brachte dem Wettbewerbsbeitrag auch den angesehenen Preis der Jury der Internationalen Filmkritik.
Der Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs (5000 Euro) erhielt »Rien du tout« von Maya Schweizer und Clemens von Wedemeyer (Deutschland/Frankreich 2006). Die 30-minütige Produktion bezieht sich auf den Entwurf des Theaterstücks »Katastrophe« von Samuel Beckett. Ein Spielleiter konzentriert sich gerade auf einen Schauspieler, während die übrigen jugendlichen Darsteller gelangweilt auf die Anweisungen der Regisseurin warten.
Die Jury des Ministerpräsidenten des Landes NRW vergibt ihre Auszeichnung in Höhe von 5000 Euro an »City Scenes« von Zhao Liang (Volksrepublik China 2005). Der Film ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen auf Straßen und Plätzen von Peking, das sich zur Zeit auf die Olympischen Spiele vorbereitet.
Den 3sat-Förderpreis (2500 Euro) erhält die deutsche Regisseurin Anna Berger für einen 12-minütigen Beitrag »ohne Titel«, der den Schmerz über den Tod der Mutter beschreibt. Der Arte-Preis (2500 Euro) geht an den Film »Casio, Seiko, Sheraton, Toyota, Mars« von Sean Snyder (Deutschland 2005) als Filmessay über den Fotojournalismus und seine Verbindung zur Warenkultur.

Artikel vom 10.05.2006