10.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Karmänner« bangen um den Job

Geschäftsführung will mit neuen Aufträgen Stellenabbau vermeiden

Osnabrück (dpa). Die Beschäftigten des Cabrio-Bauers Karmann haben Angst um ihre Zukunft. Mehr als 2000 Mitarbeiter verließen gestern ihren Arbeitsplatz am Stammsitz Osnabrück und zogen durch die Stadt zum Arbeitsamt.

Wie es aussieht, sollen im Sommer mehr als 1000 Karmänner ihren Job verlieren. »1100 plus X«, sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann. Anlass für den Stellenabbau ist vor allem der stockende Absatz des Cabrio-Modells Chrysler Crossfire, den DaimlerChrysler in Osnabrück bauen lässt. Bereits im vergangenen Jahr wurden 1500 Zeitarbeitsverträge nicht verlängert, für den Rest der Beschäftigten einigten sich Geschäftsführung und Betriebsrat auf eine »Beschäftigungsbrücke«. Dank Kurzarbeit sind die Jobs bis Ende Juni 2006 gesichert. Nun droht ein Stellenabbau.
»Jetzt kann es alle treffen, nicht mehr nur die Jungen«, sagte eine 46 Jahre alte Frau, die seit 28 Jahren in der Fahrzeugmontage bei Karmann arbeitet. »Ein Jahr Arbeitslosengeld, danach Hartz IV - und dann?«, fragte sie. In der Belegschaft sei die Stimmung extrem schlecht. Eine weitere Nachricht hat die Belegschaft zusätzlich alarmiert. Heute werde die Geschäftsführung über einen neuen Standort für die Verdeckproduktion entscheiden, sagte Riemann. Auch wenn es im Augenblick nur um einen Auftrag in Polen geht, fürchte die Belegschaft, dass auf lange Sicht die ganze Verdeckproduktion in ein Billiglohnland verlagert wird.
Karmann-Sprecher Christian Eick sieht die Lage weniger dramatisch. Derzeit führe die Geschäftsleitung intensive Gespräche mit Kunden, um Ersatz- und Anschlussproduktionen in der Fahrzeugfertigung zu gewinnen. Sollte das gelingen, seien auch keine Arbeitsplätze in Gefahr. »Als gute Kaufleute müssen wir natürlich auch für den Fall planen, dass es keine rechtzeitige Anschlussproduktion gibt«, sagte Eick.

Artikel vom 10.05.2006