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Thriller der leisen Töne

Terrorangst, Liebe, Eifersucht und Verrat im »Schläfer«


Verfassungsschutz und Terrorangst, Liebe, Eifersucht, Verrat: Andere hätten aus diesen Zutaten einen knalligen Thriller gemacht. »Kein Interesse«, winkt der deutsche Regisseur Benjamin Heisenberg ab. »Es ist die psychologische Feinmechanik, die mich fasziniert.« Sein Film »Schläfer« über einen Terrorverdächtigen und einen Spitzel im Münchner Wissenschaftsbetrieb wählt die leisen Töne und überzeugt durch konsequente Zurückhaltung. Im Januar gab es dafür den »Max-Ophüls-Preis« des Filmfestivals in Saarbrücken.
Eigentlich ist der junge Wissenschaftler Johannes (Bastian Trost) ein etwas unscheinbarer, aber sympathischer Kerl. Er arbeitet als Doktorand an einem wichtigen Forschungsprojekt der Münchener Technischen Universität und freundet sich mit seinem algerischen Kollegen Farid (Mahdi Nebbou) an, obwohl die beiden im Ringen um die Gunst des Professors und um die Namensnennung bei Veröffentlichungen heftig konkurrieren. Ganz unverbindlich fragt eine Dame vom Verfassungsschutz, ob Johannes denn irgendetwas über Farid wisse. Der weist das Ansinnen, als bezahlter Denunziant zu wirken, zunächst empört zurück - doch die Saat des Misstrauens ist gesät und geht auch auf.
Johannes und Farid verbringen immer mehr Zeit miteinander und verlieben sich in dasselbe Mädchen. Der Deutsche zieht in der Liebe und in der Forschung den Kürzeren und beginnt nun doch, über Farid zu berichten, über den möglichen »Schläfer«, der vielleicht etwas Böses plant. Die Terrorhysterie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verbindet sich subtil mit dem Privaten, was für Farid fatale Folgen hat.
»Mir geht es darum zu zeigen, wie sich Verdacht und Misstrauen auf die Beziehungen auswirken, was Druck und Stress mit den Figuren machen«, beschreibt der 32 Jahre alte Heisenberg seinen Blick auf die Geschichte. Sein Film, entstanden als Abschlussarbeit der Filmhochschule München, wirkt wie ein guter Roman.

Artikel vom 11.05.2006