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»Explodierende« Natur
im Tierpark Olderdissen

Nachwuchs in den Gehegen - neue Fledermaus-Höhle


Von Hendrik Uffmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Im Heimattierpark Olderdissen ist zurzeit jede Menge los - auf beiden Seiten der Gehege-Zäune. Während die Besucher von draußen fasziniert die Tiere beobachten, kümmern sich diese bei vielen Arten um ihren gerade geborenen Nachwuchs. Erst am Wochenende haben bei den Wildschweinen zwei Bachen jeweils drei Frischlinge bekommen. »Die bewachen sie jedoch äußerst streng und lassen niemanden an die Kleinen heran«, sagt Hartmut Stiller, Ober-Tierpfleger in Olderdissen. Und scheu sind auch die Wildkatzen, bei denen es einen Tag zuvor Junge gab.
Nicht ganz so argwöhnisch geht es in der Mufflon-Herde zu. Neun kleine Lämmer tummeln sich dort zwischen den erwachsenen Tieren und mischen sich mit ihrem zarten Meckern in die »Unterhaltung« ein. Statt frischer grüner Blätter bevorzugen sie zu den Mahlzeiten jedoch immer noch Muttermilch.
Ebenfalls Nachwuchs gibt es bei den Heidschnucken, den Soay-Schafen, den Nachtreihern, den Hochland-Rindern und den Silberfüchsen. Und das alles im Rekord-Tempo, wie Stiller erläutert. »Dadurch, dass es lange Zeit so kalt war, explodiert die Natur geradezu bei den jetzigen Temperaturen, und das nicht nur, was die Vegetation angeht. Es ist beeindruckend, wie schnell auch die Tiere den Rückstand aufholen.«
Für die Mitarbeiter des Heimattierparks reißt die Arbeit jetzt im Frühjahr kaum ab. Täglich kontrollieren sie, ob bei den Tieren, die Junge erwarten, alles in Ordnung ist und verständigen bei Auffälligkeiten die Tierärztin. Außerdem werden die Gehege gereinigt und die Spuren des Winters beseitigt, sagt Ober-Tierpfleger Stiller. An manchen Stellen wird mit Brandkalk gedüngt, einige Tiere müssen entwurmt, die Schafe geschoren werden, und die Steinböcke brauchen eine Klauenpflege.
Auf die Besucher Olderdissens warten zum Saisonstart jedoch auch einige Neuheiten. So ist das Gehege des Sika-Wildes - eine Art, die kleinen Rothirschen ähnelt - großzügiger gestaltet worden, und im Streichelzoo und an einigen weiteren Stellen sind Obstbäume gepflanzt worden (Hartmut Stiller: »Das werden Streuobstwiesen, die mit ihrer Blütenpracht viel für's Auge bieten), und ganz neu gibt es ein Insekten-Hotel und eine Fledermaus-Höhle. In einem Stollen, der mit Natursteinen einige Meter weit in einen Hang hinein gebaut wurde, sollen sich wilde Fledermäuse ansiedeln.
Erfolgreiche Kontakte gibt es bisher zwischen den Störchen des Tierparks und ihren wilden Artgenossen. »Da wird fleißig geklappert«, hat Hartmut Stiller beobachtet.

Artikel vom 10.05.2006