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Europas Geld
fließt in die
Bielefelder City

Passagen und Geschäfte begehrt

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Europäische Investoren entdecken Bielefelds Immobilien als Geldanlage. Während sich CineStar-Käufer Nick Hutley (England) zwischenzeitlich auch das Mantelhaus in der Niedernstraße gesichert hat, geht der Eastend-Tower an Iren und das Gesellschaftshaus an Dänen. Selbst amerikanische Rentenfonds haben das Oberzentrum der Region im Visier.

Erst im April hatte Hutley das für 12,5 Millionen Euro Verkehrswert in Zwangsversteigerung angebotene CineStar-Objekt zwischen Feilen- und Zimmerstraße erworben. Der Immobilienprofi, gemeinsam mit Bruder Edward von der englischen Grafschaft Surrey aus aktiv, kündigte nicht nur ein Konzept für das Haus mit zehn Kinosälen an, sondern auch weitere Käufe in Bielefeld. Die Nase vorn hatte Hutley, der auf eigene Kapitalkraft und kleines Team setzt, auch in Sachen Mantelhaus.
Die Zwangsversteigerung des Objektes in bester City-Lage war im Februar trotz eines Gebotes von 3,5 Millionen Euro (Höhe des Verkehrswertes), abgegeben vom Bielefelder Hans Mensendiek, gescheitert. Die Sparkasse Bielefeld als Hauptgläubiger hatte das Verfahren einstellen lassen. Das Hutley-Gebot war höher, sagen Insider. Das Objekt umfasst neben Einzelhandel auch Wohnungen.
Von Bielefeld angetan ist nicht nur Nick Hutley. Interessiert am Oberzentrum waren auch irische Gäste von Christoph Borchard. Der Bauunternehmer, mit Sascha Dietrich und Architekt Frank Stopfel verantwortlich für den Westend-Tower an der Stapenhorststraße und den Eastend-Turm an der Stadtbahn-Endstation in Sieker, fand für das Objekt an der Otto-Brenner-Straße dem Vernehmen nach Käufer von der grünen Insel.
Die neuen Eigentümer des Gesellschaftshauses heißen Jensen und Nielsen, bestätigt Franz-Josef Röttger. Der Bielefelder Jurist und Teilhaber der Bauherrengemeinschaft Klosterplatz GbR, veräußerte das Objekt inklusive Brauhaus und wenig erfolgreicher Klosterpassage an die »Setra« genannte Investorengruppe aus Helsingör. Der Vertrag ist gemacht, die Kaufsumme noch nicht komplett gezahlt. Dafür planen die neuen Eigentümer bereits die Umwandlung der Passage in eine große Einzelhandelsfläche.
Röttger kennt die Gründe für das ausländische Interesse an Bielefeld: Der Einbruch bei den Mieterträgen drückt auf den Wert, gefährdet Finanzierungen, während Europa und Nordamerika immense Investitionskraft bringen.
Neue Käufer stehen auch für das ehemalige Skala-Kino bereit. Das zuletzt als Varieté geführte Haus, ehemals zur Zwangsversteigerung vorgesehen, soll allerdings an einen Bielefelder Investor gehen. Ein großes Textilunternehmen plant eine neue Nutzung.

Artikel vom 10.05.2006