10.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Viel Soul und Charme in der Stimme: Kim Sanders.Christopher von Deylen, musikalischer Kopf von »Schiller«.

Reise durch die Klanggebirge

Schiller-Tour-Auftakt in Bielefeld

Von René Gast (Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Chillige Sounds, gepaart mit organischen Instrumenten, die sich der Einflüsse unterschiedlicher Stilrichtungen bedienen. Die Klanggebirge Schillers gehören zur Weltmusik, die mit ihren spirituellen Momenten ein gutes Stück Lebensgefühl vermitteln.

Christopher von Deylen, das Gehirn des Trance-Projekts Schiller, hat ein besonderes Geschick darin, sich als Künstler und Musiker stets bedeckt im Hintergrund zu halten und dabei dennoch die Massen zu erreichen. In seiner musikalischen Weltreise trifft der ständig gut aufgelegte Charakterkopf scheinbar immer auf die richtigen Weggefährten, die den Kompositionen nicht nur ihre Stimme schenken, sondern insbesondere auch ein Gesicht. Peter Heppner und Thomas D. gehören dabei sicherlich zu den bekanntesten Gästen, die ein gutes Stück zu der Erfolgsgeschichte des Hamburgers beitragen.
Schiller, der in seiner künstlerischen Entwicklung immer stärker auf Gesangsparts und dazu passenden, hochkarätigen Künstlern setzt, konnte an diesem Abend freilich nicht mit derartigen Größen aufwarten. Kim Sanders, einstige Stimme des Dance-Projekts »Culture Beat«, machte diesen Verlust mit ihrer souligen Stimme und dem ansteckenden Charme jedoch wieder gut. Der eigentliche Star des Abends, der neben Jette von Roth den Gesang übernahm, kitzelte aus dem Bielefelder Publikum die intimsten Wünsche heraus: »Bielefeld steigt nicht ab!« »I wanna see the Publikum« - die in Berlin lebende Sängerin redete viel, abwechselnd auf Deutsch, Englisch oder eben im charmanten Sprach-Cocktail »Denglisch«.
Es ist schon etwas besonderes, wenn Musiker sich nach einem gelungenen Konzertabend für mehrere Minuten in den Armen liegen, um miteinander um die Wette zu strahlen. Der Raum war in diesen Momenten von energetischer Leidenschaft ergriffen, die sich schließlich in einem fulminanten Finale entlud. »Die Nacht...Du bist nicht allein« markierte den schlussendlichen Höhepunkt, zu dem Kim Sanders einmal mehr auftrat, diesmal aber, passend zum intensiven Trance-Sound, stärker ihren Dance-Wurzeln Tribut zollte. Obwohl die Musik Schillers eigentlich nicht den Stoff bietet, aus dem für gewöhnlich schillernde Live-Konzerte gemacht sind, war es für die Besucher ein Erlebnis, von Deylen ein Stück auf seiner Weltreise, in der sich Träume und Realitäten vermischen, zu begleiten.

Artikel vom 10.05.2006