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Das Absteiger-Versprechen:
»Wir kommen bald wieder«

Aber Kaiserslauterns Trainer Wolf warnt: Liga zwei wird ganz schwer

Von Klaus Lükewille
Wolfsburg(WB). Sie lagen am Boden, sie wollten nicht mehr aufstehen. Da kam der Trainer und spielte den Tröster: Wolfgang Wolf nahm seine Absteiger in den Arm, klopfte ihnen auf die Schulter: »Meine Jungens haben mir in diesem Moment unheimlich leid getan.«

Die lange Aufholjagd des 1. FC Kaiserslautern mit »Endspielen« ohne Ende, sie führte doch nicht mehr aus dem tiefen Tabellenkeller. Das 2:2 (0:1) im finalen Abstiegsduell beim VfL Wolfsburg war eine »Niederlage«. »Wir haben den Klassenerhalt aber nicht heute verspielt«, stellte Wolf fest, »sondern schon in der Vorrunde.«
Denn als der Trainer die Mannschaft am 21. November 2005 von Michael Henke übernahm, da standen gerade mal 9 Pünktchen auf dem FCK-Konto. 24 Zähler sammelte Wolf. Das ist viel - und war doch zu wenig.
Zehn Jahre nach dem ersten Absturz verschwindet der Traditionsverein erneut in der zweiten Liga. »Wir kommen bald wieder, garantiert«, kündigte Torwart-Trainer Gerry Ehrmann trotzig an. Aber wann? Denn in der Pfalz wissen sie: So schnell und so steil zurück nach ganz oben wie damals geht's jetzt garantiert nicht mehr.
1997 stieg Trainer Otto Rehhagel mit der Mannschaft sofort wieder auf, führte sie 1998 sensationell zur Deutschen Meisterschaft.
Im Mai 2006 sind die Aussichten der »Roten Teufel« nicht mehr rosarot. Wolf strebt selbstverständlich auch das erstklassige Ziel an, hat aber erhebliche Bedenken: »Jetzt kommen schwere Tage. Zurzeit habe ich nur zwölf Spieler für die neue Saison, damit wäre der Etat schon ausgereizt.« Er soll für das Unterhaus bei nur 9 Millionen Euro liegen. Der Trainer, bis 2007 noch unter Vertrag, kündigte an: »Ich will mich nicht drücken. Aber wenn hier nichts passiert, muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich weitermache. Nur mit jungen Leuten geht es nicht, dann bekommen wir auch in der zweiten Bundesliga Probleme, und ich bin der Dumme.«
Wolf hatte zuletzt verstärkt auf Nachwuchskräfte gesetzt, die er noch einmal lobte: »Die Kerle haben sich toll reingehauen. Schade, dass sie nicht belohnt worden sind.« Nach der 1:0-Führung von Halil Altintop stand der FCK 46 Minuten auf dem rettenden 15. Rang. »Dann haben wir in drei Minuten alles verspielt«, ärgerte sich Ingo Hertzsch, der sich dem Verein und vor allem den Fans verpflichtet fühlt: »Ich bin abgestiegen. Ich will mit Kaiserslautern wieder aufsteigen. Die tollen Anhänger haben es verdient, dass wir uns so schnell wie möglich zurückmelden.«
Das Verhältnis zwischen Profis und Publikum, am Betzenberg monatelang schwer gestört, hatte sich zuletzt wieder entspannt. 8000 Fans reisten mit nach Wolfsburg, Pfiffe waren nicht zu hören. Kollektive Enttäuschung hatte sie alle erfasst.
Natürlich auch den Vorstands-Vorsitzenden. Rene C. Jäggi bekannte vor der Kabinentür: »Das ist für mich eine ganz bittere und schwere Stunde. Aber positiv bleibt: Mannschaft und Fans sind wieder eine Einheit, das lässt auf eine bessere Zukunft hoffen.«
Im WM-Stadion von Kaiserslautern rollt die Kugel auf jeden Fall von August an erst einmal zweitklassig. Wie lange? Hier will sich auch Jäggi nicht festlegen: »Leider tritt jetzt Plan B in Kraft. Der Spielraum ist durch den Abstieg selbstverständlich stark begrenzt. Wir sind sicher kein Kandidat für den direkten Wiederaufstieg. Aber ich fühle mich jetzt besonders verantwortlich, den Verein noch auf einen guten Weg zu bringen.«
Viel Zeit hat Jäggi bei der Jagd nach neuen Sponsoren nicht mehr. Der Schweizer, den sie schon »Retter« und »Sanierer« nannten, er räumt am 31. Juli endgültig seinen Stuhl. Als Absteiger.

Artikel vom 15.05.2006