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Der Beste der Besten:
»Das ist Wahnsinn«

Dollar-Regen für Weltrekord-Sprinter Justin Gatlin

Doha (dpa). Nach dem Supersprint im Wüstenwind drehte Justin Gatlin noch eine Ehrenrunde, ließ sich von den Zuschauern feiern und küsste die elektronische Anzeigetafel mit der magischen Zeit.

In 9,76 Sekunden hatte der 24 Jahre alte US-Sprinter in Doha/Katar den prestigeträchtigsten Weltrekord der Leichtathletik in seinen Besitz gebracht. »Es ist der Wahnsinn, ich hab' ihn! Nun bin ich der Beste der Besten, denn ich bin Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler«, sagte der strahlende 100-Meter-Star.
Nicht einmal elf Monate hielt die alte 100-Meter-Bestmarke von Asafa Powell: Gatlin »flog« im Scheichtum am Golf noch eine Hundertstel-Sekunde schneller als »Power Powell« in Athen. Der Jamaikaner ließ Gatlin jedoch gleich wissen: »Der Weltrekord ist nur verliehen.« Für den neuen Star am Sprinthimmel war es ein perfektes Rennen. »Ihr werdet künftig noch einige solcher Vorstellungen von mir sehen«, kündigte der Doppel-Weltmeister von Helsinki an. Vielleicht schon in vier Wochen: Am 11. Juni kommt es im englischen Gateshead zum Duell zwischen Gatlin und Powell.
Bei 28 Grad Celsius erlebten die rund 10 000 Zuschauer unter Flutlicht eine Sternstunde der Leichtathletik: Gatlin lag nach perfektem Start bis zur Hälfte des Rennens gleichauf mit seinem Landsmann Terrence Trammell - und rannte ihm dann davon. Der laue Wüstenwind war ihm mit 1,7 m/Sekunde Schubkraft ebenso behilflich wie die Anfeuerungsrufe der Kataris. »Meine Beschleunigung war phänomenal«, sagte der Schützling von Trainer Trevor Graham und tönte: »Ich kann noch schneller. Eine 9,73 scheint für ihn nicht utopisch zu sein.«
Als Zugabe darf sich der neue Weltrekordler über einen Bonus von 130 000 Dollar freuen: Der Weltverband IAAF lobte 100 000 Dollar aus, der Verband Katars legte 30 000 drauf. Seine Karriere hatte Gatlin an der Highschool als Hürdensprinter begonnen - dann räumte er alle Hindernisse aus dem Weg und blieb am 15. August 2003 in Zürich in 9,97 zum ersten Mal unter zehn Sekunden.
Aufgefallen war er aber schon zwei Jahre zuvor: Bei einer Dopingkontrolle war der Jungstar positiv auf Amphetamine getestet und für ein Jahr gesperrt worden.

Artikel vom 15.05.2006