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Alonso tanzt auf seinem Auto

Großer Preis von Spanien: Titelverteidiger triumphiert vor Schumacher

Barcelona (dpa). Mit seinem ersten Sieg in der Heimat hat Fernando Alonso die Aufholjagd von Michael Schumacher gebremst und sich endlich zum »König von Spanien« gekrönt. Vor 131 120 Zuschauern auf dem Circuit de Catalunya revanchierte sich der Renault-Pilot in Barcelona eindrucksvoll für die jüngsten zwei Niederlagen gegen den Rekordweltmeister.

In Schlangenlinien fuhr Alonso nach 1:26:21,759 Stunden über die Ziellinie, verbeugte sich tief vor dem Publikum und tanzte auf seinem Auto. Den Siegerpokal überreichte ihm anschließend unter dem Jubel der Zuschauer Spaniens Monarch Juan Carlos.
»Es ist ein tolles Gefühl, hier zu gewinnen. Ein fantastischer Tag!«, jubelte Alonso nach seinem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. »Alles war prima, alles war perfekt. Wir waren das schnellste Team. Unsere Strategie ist aufgegangen. Ich habe auf Michaels Angriff gewartet - aber er kam nicht.« Stolze 18,5 Sekunden Vorsprung hatte der Spanier auf den diesmal chancenlosen Schumacher im Ziel. Dritter wurde der Italiener Giancarlo Fisichella im zweiten Renault vor Schumachers brasilianischem Teamkollegen Felipe Massa.
»Unsere Strategie hätte heute wieder klappen können, aber wir waren nicht schnell genug«, meinte Schumacher, der den Spanien-Grand-Prix zuvor sechs Mal gewonnen hatte, diesmal aber chancenlos war. »Unser Paket hat heute nicht optimal funktioniert«, gab der Kerpener zu, »aber es liegt ja noch eine lange Saison vor uns. Wir werden weiter kämpfen.«
Mit wieder 15 Punkten Vorsprung auf Schumacher läuft das Unternehmen Titelverteidigung für den dreimaligen Saisonsieger Alonso weiterhin planmäßig. Nach dem 50. Großen Preis von Spanien führt der 24-Jährige die WM-Wertung mit 54 Zählern vor Schumacher (39) und dem finnischen MacLaren-Mercedes-Piloten Kimi Räikkönen (27) souverän an.
Als zweitbester Deutscher nach 66 Runden und 305,256 Kilometern holte der Mönchengladbacher Nick Heidfeld im BMW-Sauber als Achter noch einen WM-Punkt. Williams-Jungstar Nico Rosberg (Wiesbaden) wurde Elfter. Für Ralf Schumacher war das Rennen schon in der 34. Runde gelaufen, als er seinen Toyota mit Elektronikproblemen abstellen musste. Die Chance auf WM-Punkte hatte der Kerpener aber schon viel früher verspielt, als er das Auto seinen Teamkollegen Jarno Trulli touchierte. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen lobte Heidfeld für »ein fehlerfreies und problemloses Rennen«, Mercedes Motorsportchef Norbert Haug war dagegen nicht zufrieden: »Wir waren erneut hier die Nummer drei hinter Renault und Ferrari - und das müssen wir ändern.«
Die Taktik der blau-gelben Renault war klar - nd sie ging auf: Weltmeister Alonso musste möglichst viel Land gewinnen, um vorn zu bleiben. Fisichella war der »Bremsklotz« zwischen Alsonso und Schumacher, um den Abstand zwischen den beiden von Runde zu Runde immer größer werden zu lassen. Kurios: Im Vorjahr hatte »Fisico« noch die schnellste Rennrunde auf dem Circuit de Catalunya hingezaubert. Diesmal trat er das Gaspedal wohl nicht voll durch: Nach 15 Umläufen lagen schon zwölf Sekunden zwischen Alonso und Michael Schumacher.
Das »Problem« Fisichella hatte Schumacher nach 23 der 66 Runden gelöst: Der Rheinländer war sechs Runden länger als die beiden Renault draußen geblieben, und nach seinem ersten Tankstopp scherte der Ferrari-Star kurz vor dem Italiener wieder auf die Piste ein. Nun hatte der sechsmalige König von Barcelona nur noch den »Prinzen von Asturien« vor sich: Doch zur Hälfte des Rennens hatte Alonso schon ein Polster von 10,5 Sekunden und baute seinen Vorsprung aus.
Als Alonso in der 41. Runde zum zweiten Mal an die Box kam, stand es in der inoffiziellen »Tankstopp-WM« zwischen Renault und Ferrari 2:2. Bei Schumachers Triumphen in Imola und am Nürburgring hatte Ferrari-Superhirn Ross Brawn durch eine ausgeklügelte Strategie die Renaults noch in der Boxengasse geschlagen. Als Schumacher nach dem zweiten Service (46. Runde) wieder auf die Strecke fuhr, reihte er sich hinter Alonso ein - das war's. Bei nun schon zwölf Sekunden Vorsprung hatte Alonso die alten Verhältnisse wieder hergestellt.

Artikel vom 15.05.2006