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Wo ist der Nachfolger?

Betriebsübergaben rechtzeitig planen - IHK Ostwestfalen hilft

Von Thomas Mikulsky
Bielefeld (WB). In Ostwestfalen stehen 10 000 Unternehmen in den nächsten fünf Jahren vor einer Betriebsübergabe. Hierbei handelt es sich um eine grobe Schätzung, die auf die entsprechenden Ergebnisse von Befragungen von Forschungsinstituten zugreift.

Wesentlich wichtiger als die genaue Zahl der Betriebsübergaben ist allerdings die Bedeutung der Übergabeproblematik für den Wirtschaftsstandort Ostwestfalen, einer ausgesprochenen Mittelstandsregion, die durch Personenidentität von Inhaber und Geschäftsführer vieler Firmen gekennzeichnet ist.
Die Unternehmensnachfolge kann zu einem Problem werden, wenn es innerhalb der Unternehmerfamilie oder im Betrieb keinen geeigneten Nachfolger gibt. Eine unzureichende Planung gefährdet außerdem die erfolgreiche Fortführung des Unternehmens. Zumeist gibt es folgende Problemstellungen bei der Nachfolge: Zum einen müssen emotionale Hemmnisse - zum Beispiel der Rücktritt aus der ersten Reihe oder die Übergabe des Lebenswerkes - häufig erst überwunden werden. Das kann dazu führen, dass die Nachfolgeplanung »verschleppt« wird. Zum anderen muss der Unternehmer sich über die Ziele der Unternehmensübertragung im Klaren sein. Dann sollten Experten hinzugezogen werden, die bei den steuerlichen Fragestellungen ebenso professionell unterstützen wie bei der rechtlichen Ausgestaltung der Übergabe. Hinzu kommen betriebswirtschaftliche Aspekte, von der Herstellung der so genannten Übergabereife bis hin zur Betriebsbewertung.
Die Suche nach dem »richtigen« Nachfolger ist für viele Firmeninhaber einer der schwierigsten Abschnitte auf dem Weg einer geordneten Nachfolgeregelung. Häufig mangelt es an adäquatem Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Deshalb ist es notwendig, zunächst einmal entsprechende Kontakte zu qualifizierten Führungskräften und potentiellen Teilhabern oder Käufern aufzunehmen.
Auf der anderen Seite bevorzugen immer mehr zukünftige Existenzgründer an Stelle einer Neugründung den Einstieg als Teilhaber oder den gesamten Erwerb eines Unternehmens. Sie benötigen deshalb Kontakt zu adäquaten Anbietern. Hier setzt die so genannte »nexxt-change Unternehmensbörse« an, eine Gemeinschaftsinitiative der Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und der KfW Mittelstandsbank. In dieser bundesweit größten Unternehmensbörse werden alle regionalen Angebote und Nachfragen zusammengeführt und veröffentlicht. Mit diesem kostenlosen Service möchte die Industrie- und Handelskammer Existenzgründungswilligen den Weg in die Selbständigkeit ebnen und zugleich den Fortbestand erhaltenswerter Betriebe sichern helfen.
Darüber hinaus bietet die IHK entsprechendes Informationsmaterial (etwa über Nachfolgemodelle oder Vorgehensweise), Informationsgespräche und regelrechte Nachfolgesprechtage mit Experten aus den Bereichen Steuern, Recht und Betriebswirtschaft an. Weitere wesentliche Maßnahmen sind Informationsveranstaltungen, die Unternehmen sensibilisieren sollen, die Betriebsübergabe als strategische Aufgabe zu begreifen. Dazu gehört insbesondere, rechtzeitig die Übergabe des Betriebes zu planen, um sich selbst, die Unternehmerfamilie, den Betrieb und die Beschäftigten zu sichern.
Das aktuellste »Instrument« der IHK zum Thema Unternehmensnachfolge ist der im August 2005 gestartete Nachfolger-Club Ostwestfalen. Mit der Schaffung dieser qualifizierten Kontaktplattform sollen das IHK-Serviceangebot rund um das Thema Unternehmensnachfolge ergänzt und neue Chancen für erfolgreiche »Stab- übergaben« in der Region eröffnet werden.
Zielgruppen sind zum einen Frauen und Männer, die kurz- oder mittelfristig einen bestehenden Betrieb übernehmen oder durch eine aktive Beteiligung Unternehmerinnen oder Unternehmer in Ostwestfalen werden wollen. Zum anderen zielt das Projekt auf Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region ab, die kurz- oder mittelfristig eine(n) betriebsfremde(n) Nachfolger(in) suchen. Mit Hilfe des Nachfolger-Clubs Ostwestfalen sollen beide Zielgruppen besser zueinander finden. Dabei sind auch Kreditinstitute, Berater, Makler und Wirtschaftsförderungseinrichtungen angesprochen, die sich im Nachfolgegeschäft engagieren.
www.bielefeld.ihk.de

Artikel vom 18.05.2006