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50 000 Tiere werden gekeult

NRW geht radikal gegen die Schweinepest vor

Borken (dpa). Nach dem erneuten Ausbruch der Schweinepest in Nordrhein-Westfalen hat das Land nun die radikale Bekämpfung der Seuche angeordnet. In einer vorsorglichen Massentötung werden von heute an 50 000 Schweine gekeult
Damit werde jedes Schwein auf 96 Höfen innerhalb des Sperrbezirk im Drei-Kilometer-Radius um den Ausbruchsort der Seuche getötet, sagte gestern eine Sprecherin des NRW-Agrarministeriums. So solle ein unbemerktes Umsichgreifen der hoch ansteckenden Tierkrankheit vermieden werden. Für Menschen ist die Schweinepest ungefährlich.
Die Massentötungen hatte das NRW-Agrarministerium gestern in Erwartung einer entsprechenden Entscheidung der EU-Kommission angeordnet. Beim derzeitigen Ausbruch der Schweinepest handelt es sich um das siebte Auftreten der Seuche in NRW seit Anfang März. Betroffen waren zunächst fünf Betriebe im Kreis Recklinghausen. Schließlich wurden am 1. April auch infizierte Schweine im rund 30 Kilometer entfernten Raesfeld (Kreis Borken) gefunden. Hier war die Schweinepest nach drei Wochen Ruhe am vergangenen Freitag auf einem Nachbarhof erneut diagnostiziert worden. Seither waren Tierärzte und Helfer in Borken oft bis in die Nacht mit ersten Keulungen beschäftigt. Dabei töteten sie mittels Elektroschocks schon knapp 10 000 Sauen, Ferkel und Mastschweine.
Zudem ordneten die Behörden für die Regierungsbezirke Münster, Düsseldorf und Arnsberg einen so genannten »Stand Still« an: Bis einschließlich 15. Mai gilt für Zuchtschweine und Ferkel ein absolutes Transportverbot. Schlachtschweine dürften lediglich nach einer Untersuchung zum Schlachthof gebracht werden.
Unterdessen kritisierten Tierschützer und die NRW-Grünen die Massentötungen scharf. Derartige Keulungen seien »Seuchenbekämpfungsmaßnahmen von vorgestern«, sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. Er forderte Impfungen statt Keulungsmaßnahmen.

Artikel vom 09.05.2006