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»Wertschöpfung steht erst am Anfang«

Robert Loth kombiniert in der heimischen Energiefrage Holzrecycling und Müllverwertung

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Wir denken weiter«, hat Robert Loth auf sein Firmenlogo geschrieben. Die Frage nach dem Erfolgsrezept seines mittelständischen Maschinenbaubetriebs B. Maier beantwortet Loth blitzschnell: »Wir kennen die Problemstellungen der Kunden und bieten frühzeitig Lösungen an.«

Dabei könnte sich die jüngste Entwicklung des innovativen Ingenieurs schon bald als revolutionäre Neuheit für den Energiemarkt entwickeln. Maier, mit Wasserkraft groß geworden und heute als Spezialist für die Konstruktion und Fertigung von Holz-Recyclinganlagen global erfolgreich, hat die jüngste Generation der Zerkleinerungswerkzeuge so extrem belastbar konstruiert, dass sie ohne jegliche Umstellung oder technische Veränderung auch für die Verarbeitung von Hausmüll und Restmüll zur thermischen Weiternutzung in Zementwerken oder regionalen Kraftwerken verwendet werden können. Loth: »Normale Werkzeuge halten bei Abfällen allenfalls ein Zehntel der 800 Stunden, die sie bei Holzzerkleinerung schaffen.«
Spätestens seit die Energiepreise für Kohle, Gas oder Erdöl stetig neu explodieren, unterstreicht Loth, ist aus dem Ansatz, neue Werte in der Abfallaufbereitung zu schöpfen, mehr geworden als eine Vision, die vor drei Jahren allenfalls milde belächelt wurde. Die Aufbereitung von qualitätsgesicherten Ersatzbrennstoffen aus Sperrmüll, Gewerbe- und Baustellenabfall ist zur echten Alternative geworden. Mehr noch: Gerade die parallele oder aufeinander folgende Verwendbarkeit von Müll und Recyclingholz sichert in Kraftwerken und Heizwerken kontinuierlichen Heizwert.
Im Bereich der Spanplatten- und OSB-Produktion ist das Unternehmen B. Maier bereits seit Jahren als kompetenter Partner erfolgreich im Geschäft. Loth selbst ist eben aus Schweden zurück, wo er mit einem Kunden über eine Holzzerkleinerungsanlage verhandelt hat. Maier, bekräftigt Loth, ist globaler Problemlöser mit seiner Zerkleinerungstechnik. Und die ist für chinesisches Knüppelholz ebenso gefragt wie für südamerikanisches Holz, für schwedische oder russische Massenbewältigung. Zudem ist es den Bielefeldern durch ausgezeichnete Eigenentwicklungen nach internationalen Qualitätsstandarts gelungen, gleichbleibend hochwertige Späne für die in Amerika begehrten OSB-Platten zu liefern. Bielefelder Ingenieurkunst und die moderne Scannertechnik in der Computersteuerung der Anlage ermöglichen optimale Produktionsabläufe, reagieren auf jede Veränderung.
Vor drei Jahren hatte Maier für die Berliner Schulze GmbH in Wilmersdorf ein Abfall-Aufbereitungskonzept für Sperrmüll, Gewerbe- und Baustellenabfälle entwickelt und gebaut. Dabei gelang es, aus einem breiten Materialspektrum bei der Anlieferung einen weitestgehend störungsfreien und verwendungsfähigen Wertstoff aufzubereiten. Seit der Gesetzgeber im Juli 2005 per Gesetz die Deponierung von Abfällen komplett untersagt hat, ist die Wertschöpfung in thermischer Hinsicht um so interessanter. Loth: »Gleichzeitig sorgt die umfassende Trennung einzelner Fraktionen dafür, dass ein Höchstmaß an Wertstoffen getrennt und zur Wiederverwertung gegeben werden kann.« In konventionellen Müllverbrennungsanlagen verschwindet dagegen noch ein vergleichsweise hoher Anteil an Materialien, die anders hätten genutzt werden können.
Maiers Sortieranlage trennt über einer Vibrationsrinne Sand und Steine, lässt an Sortierbändern von Mitarbeitern zunächst grob Wertstoffe abgreifen, bevor der Abfall zerkleinert und über Schlagrotoren und Magnetbänder getrennt werden. Wenn der Abfallberg dann durch die Mahlwerke von Maiers Zerkleinerungsanlage gelangt sind, bleibt am Ende ein auf vier Millimeter große Stücke zerkleinerter und durch gutes Durchmischen unterschiedlicher Materialien gleichmäßiger Brennstoff.
Obwohl Robert Loth die Chancen der neuen Technologie für ausgesprochen groß hält, liegen erst zwei Anfragen heimischer Interessenten vor, während der Berliner Erstkunde neben seiner Müllverwertungsanlage aus dem Großraum Berlin inzwischen ein fünf Megawatt leistendes Kraftwerk errichtet hat und Energie aus Abfall produziert. Man werde sich, ist Loth überzeugt, künftig vermehrt dem Thema Abfallbrennstoff zuwenden müssen.
Die explodierenden Energiekosten für Gas, Kohle und Erdöl zwingen nicht nur die privaten Haushalte und die Energieproduzenten in die Knie. Auswirkungen hat das Energieproblem inzwischen auch auf Spanplattenindustrie und OSB-Herstellung. Es gibt viel weniger Abfallholz für Spanplatten, gleichzeitig sind die Holzpreise erheblich gestiegen. Das wird zu einer Verteuerung in der Holzverarbeitung führen. Um so mehr wünscht sich Robert Loth, dass heimische Entsorger und Versorgungsunternehmen noch intensiver Abfallentsorgung und Energieversorgung lokal und regional für alle Seiten wirksam bearbeiten.
Das Unternehmen B. Maier hat derweil noch ein ganz anderes Problem. Allein im vergangenen Vierteljahr hat man 20 neue Mitarbeiter eingestellt, berichtet Loth. Die Belegschaft umfasst inzwischen mehr als 100 hoch motivierte Mitarbeiter, dringend werden aber Ingenieure, Techniker und Facharbeiter für die Produktion, Montage und Projektbetreuung gesucht. Loth: »Wir freuen uns über jeden Interessenten für die große Maier-Familie. Wir sind ein außergewöhnlich engagiertes Team.«

Artikel vom 18.05.2006