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»Praxisgebühr für
jeden Arztbesuch«

Forderung der Arbeitgeber

Berlin (dpa). Krankenversicherte sollen nach Forderungen des Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt künftig für jeden Arztbesuch Praxisgebühr zahlen.
Erhält Zuspruch und Ablehnung: Dieter Hundt.
»Wir schlagen eine auf fünf Euro halbierte Praxisgebühr vor, die bei jedem Arztbesuch fällig wird«, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Dies könne steuernd wirken, so dass Leistungen nur nachgefragt würden, wenn sie tatsächlich erforderlich seien. Derzeit müssen Patienten eine Praxisgebühr von zehn Euro pro Quartal zahlen. Der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, lehnte Hundts Vorschlag als »Horrorszenario für alte und chronisch kranke Menschen« ab.
Bei den Koalitionsgesprächen über die geplante Gesundheitsreform ist eine Gebühr für jeden Arztbesuch nach Worten des SPD- Gesundheitsexperten Karl Lauterbach kein Thema. Ein Vorschlag von fünf Euro je Arztbesuch habe bisher überhaupt keine Rolle gespielt. Es gehe vorrangig um einen effektiveren Einsatz des vorhandenen Geldes.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, eine Änderung der Praxisgebühr sei nicht beabsichtigt.
Auch der Essener Professor für Medizinmanagement, Jürgen Wasem, hält eine weitere Zuzahlung in der Arztpraxis für sinnvoll. »Die Praxisgebühr, die wir mit dem letzten Gesundheitsreformgesetz eingeführt bekommen haben, hat dazu geführt, dass die Arzt-Kontakte um fast zehn Prozent zurückgegangen sind«, sagte Wasem. Mit den Zusatzeinnahmen könnte das Defizit bei den Krankenkassen reduziert werden. Das Minus könne auf Grund der Mehrwertsteuer-Erhöhung und der Kürzung der Zuschüsse des Bundes im nächsten Jahr bis zu acht Milliarden Euro betragen.

Artikel vom 09.05.2006