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Sinnliche Buchkunst
nach Art Gutenbergs

Grafikbuch »Irlands Westen« von Herbert Wilmsmeyer

Von Uta Jostwerner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Wenn die Bezeichnung »sinnliche Buchkunst« auf etwas zutrifft, dann auf Herbert Wilmsmeyers neues Grafikbuch »Irlands Westen«. Im Handpressendruckverfahren auf englischem Büttenkarton gedruckt und eingebettet in holländisches Bütten aus alten Schiffstauen, ist allein der haptische Charakter des Buches bemerkenswert.

Innen begegnet dem Betrachter ein altes, längst ausgestorbenes Handwerk. »Die Texte sind im alten Bleisatz à la Gutenberg gemacht, analog zum Farbholzschnitt der Grafiken«, erläutert Professor Herbert Wilmsmeyer (72), der sich nach seiner Pensionierung die alte Schriftsetzertechnik aneignete und im Hamburger »Museum der Arbeit« eine Druckerpresse nutzen konnte.
Für die Texte - Auszüge aus Reiseberichten unter anderem von Heinrich Böll, Ralph Giordano und Fürst Pückler-Muskau -Ê wählte Wilmsmeyer eine »Futura 3/4 fett«. Dazu passende Farbholzschnitte bilden jeweils ein Ensemble. Sie stammen aus den Skizzenbüchern, die Herbert Wilmsmeyer 2002 und 2004 während zweier Irlandreisen anfertigte. Die zwei- bis sechsfarbigen Holzdrucke wurden im eigenen Atelier des Künstlers gefertigt und zeugen von hoher Qualität und Kunstfertigkeit.
Die Heftung im Schraubverfahren erlaubt es, einzelne Motive zu isolieren und in Wechselrahmen auszustellen. Anschließend können die Bütten wieder in den Verbund integriert werden.
In einer Auflage von nur 24 Exemplaren fertigte Wilmsmeyer, der von 1975 bis 1989 Kunstpädagogik an der Universität Bielefeld lehrte und heute in Hamburg lebt, sein Grafikbuch. Das Museum für Kunst und Gewerbe ist im Besitz eines Exemplares.
Für die noch immer zahlreichen Bielefelder Freunde und Bekannten des mittlerweile emeritierten Professors hält das Antiquariat Garnier in der Welle einige Exemplare bereit. »Zu vielen ehemaligen Studenten pflege ich noch immer gute Kontakte. Ich glaube, dass sich einige für das neue Buch sicherlich interessieren werden«, sagt Herbert Wilmsmeyer, dessen Werke in Bielefeld zuletzt 1989 im Museum Waldhof zu sehen waren.
Der gebürtige Bad Oeynhausener studierte an der Pädagogischen Akademie Bielefeld, an der Hochschule für Bildende Künste Berlin sowie an der Kunstakademie Düsseldorf Kunst, Kunstgeschichte, Philosophie und Pädagogik. Seit 1985 wird sein Werk in regelmäßigen Einzelausstellungen präsentiert. Seit 1996 ist Herbert Wilmsmeyer freiberuflich tätig.

Artikel vom 09.05.2006