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Sepsis - eine völlig unterschätzte Krankheit

Mediziner aus dem gesamten Bundesgebiet bei den 2. Bielefelder Intensiv-Tagen zu Gast

Bethel (WB). In Deutschland zählt die Infektionskrankheit Sepsis zu den drei häufigsten Todesursachen. Nur Herzkreislauferkrankungen und Karzinome fordern mehr Menschenleben.

»Sepsis ist ein völlig unterschätztes Krankheitsbild«, weiß Prof. Dr. Fritz Mertzlufft, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie (AINS) in Bethel. Es sei daher dringend notwendig, die Aufmerksamkeit für die Erkrankung in der Öffentlichkeit zu erhöhen, so der Klinik-Leiter. Die Therapie der Erkrankung und der Stellenwert der Sepsis in der Intensivmedizin waren Thema beim »2. Bielefelder Intensiv-Tag (BIT)« am Samstag in der Neuen Schmiede in Bethel.
Ärzte aus dem gesamten Bundesgebiet, überwiegend Experten aus der Intensivmedizin, referierten auf Einladung von Prof. Mertzlufft und Oberarzt Dr. Friedhelm Bach bei der Fachtagung des Ev. Krankenhauses Bielefeld (EvKB), diesmal unter der Überschrift »Organversagen in der Sepsis - Pathophysiologie und Therapie«. Im Mittelpunkt standen »Organersatzverfahren«. Dabei sollen durch die Sepsis geschädigte Organe wie Niere, Lunge und Leber solange apparativ unterstützt und ersetzt werden, bis sie wieder funktionsfähig sind.
Die Bedeutung der Sepsis für die »Intensivmediziner« verdeutlichen die hohen Patientenzahlen: Jährlich werden rund 150 000 Menschen mit dem Krankheitsbild auf den deutschen Intensivstationen behandelt. Ihre Therapie kostet pro Jahr etwa 1,7 Milliarden Euro, was etwa einem Drittel der Gesamtkosten auf den Intensivstationen entspricht. »Es ist daher notwendig, nicht nur auf die medizinische, sondern auch auf die wirtschaftliche Komponente aufmerksam zu machen - besonders bei den Krankenkassen«, so Prof. Dr. Fritz Mertzlufft.
Sepsis ist eine Erkrankung, die alle Organe betrifft und schwer zu behandeln ist. »Mehr als 50 Prozent der Patienten mit einer schweren Sepsis und einem septischen Schock überleben nicht«, bestätigt Dr. Bach, leitender Oberarzt in der AINS-Klinik in Gilead. Die Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten müsse daher verstärkt vorangetrieben werden, fordert Bach. Die »Bielefelder Intensiv-Tage« seien eine gute Möglichkeit gewesen Erfahrungen auf dem Gebiet auszutauschen, neue Therapieansätze zu diskutieren und dadurch letztlich die Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern.
Die AINS-Klinik ist nach Ansicht von Prof. Mertzlufft der geeignete Organisator für die BIT. »Wir haben große Erfahrungen in der Sepsis-Therapie. Bei dem Forum wurden auch eigene Verfahren mit den Kollegen kritisch besprochen. Das ist die beste Form einer Selbst- und Qualitätskontrolle.«

Artikel vom 09.05.2006