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Hörgeräte nicht verstecken

Schwerhörige, kleine Ohren brauchen viel Unterstützung

Bielefeld (WB/lak). Schwerhörigkeit kann Kinder in ihrer Entwicklung hemmen und mit zunehmendem Alter zu sozialer Ausgrenzung führen. Darum ist es gerade für schwerhörige Kinder besonders wichtig, dass sie ein Hörgerät tragen.

Viele Hörprobleme entwickeln sich erst nach der Geburt. Die häufigste Ursache von Schwerhörigkeit im Kindes- und Jugendalter sind chronische Mittelohrentzündungen. Darüber hinaus kann jede bakterielle Infektion des Mittelohrs auch auf das Innenohr übergreifen. Dies kann dann zu einer akuten Labyrinthitis führen. Dabei besteht die Gefahr, dass das betroffene Ohr ertaubt. Auch einige Kinderkrankheiten wie Masern, Keuchhusten und Mumps können eine Labyrinthitis mit nachfolgender Ertaubung verursachen. Einen bleibenden Schaden kann das Gehör auch durch Lärm und kurze, laute Knalle davontragen. Spielzeugpistolen oder Silvesterknaller, die in Ohrnähe abgefeuert werden, oder auch eine Ohrfeige aufs Ohr können diese lebenslangen Hörschäden bei Kindern verursachen.
Häufiger kommt es zu Beeinträchtigungen des Gehörs, die vorübergehend sind. Die Ursache dafür ist in vielen Fällen ein Paukenerguss. Dabei kann das Hörvermögen um ein Drittel vermindert sein. Das entspricht etwa dem, was man hört, wenn man sich die Ohren mit den Fingern zuhält. Die Sprachentwicklung und - bei älteren Kindern - die schulischen Leistungen werden dadurch beeinträchtigt.
Eltern sollten die Schwerhörigkeit ihrer Kinder akzeptieren. Nur so können auch die Kinder lernen, selbstbewusst mit ihrer Situation umzugehen. Die Eltern sollten dem Kind keinesfalls das Gefühl geben, einen Makel zu haben. Das fördert Minderwertigkeitsgefühle. Ein Kind lernt nur, mit seiner Hörminderung umzugehen und seine Hörgeräte anzunehmen, wenn auch seine Eltern dies tun.
Für hörgeminderte Kinder ist es entscheidend, dass sie frühzeitig mit Hörgeräten versorgt werden und diese auch regelmäßig tragen. Wenn die Eltern - und damit auch das Kind - nicht zur Hörminderung und den Hörsystemen stehen, treten Probleme auf. Hörgeräte werden dann oft nicht getragen. Andere Menschen werden nicht über die Hörschwäche informiert. Kommunikationsprobleme mit allen sozialen Folgen, wie Schulschwierigkeiten und Vereinsamung, sind vorprogrammiert.
Kinder wünschen sich meist bunte Hörgeräte. Bei der Wahl sollten Eltern ihre Kinder unterstützen. Denn das offene Zeigen der Hörsysteme ist zugleich ein Bekennen zu den Hörproblemen. Nur das Zeigen und Benennen führt dazu, dass andere Menschen Rücksicht nehmen können.
Denn trotz großer Fortschritte in der Geräte-Technik gibt es immer noch Situationen, in denen gutes Verstehen schwierig ist. Wer klar macht, dass er hier ein Problem hat, beugt unangenehmen Fehleinschätzungen vor, denn wer etwas nicht verstanden hat, wird sonst für unkonzentriert, begriffsstutzig oder dumm gehalten.

Artikel vom 12.05.2006