12.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kinderkrankheiten auf der Spur

Masern, Mumps & Co. schwächen kleine Krabbelkinder - Arztbesuch ist wichtig

Bielefeld (WB/lak). Die Nase läuft und ein hartnäckiger Husten mindert die Lust auf Toben und Spielen - gerade zum Jahreszeitenwechsel haben auch Kleinkinder und Säuglinge häufiger mit Erkältungen zu kämpfen. Stellt sich dazu noch Fieber ein, ist die Sorge oft groß. Handelt es sich nur um eine leichte Erkältung oder droht da eine ernsthafte Virus-Erkrankung der Kategorie »Kinderkrankheit«?

Masern - diese Kinderkrankheit ist keineswegs so harmlos, wie sie vielfach eingeschätzt wird. Bei jedem siebten Kind kommt es zu Komplikationen: Es besteht die Gefahr von Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Vereiterungen der Nebenhöhlen und Entzündungen der Augen. Besonders gefürchtet ist die Masern-Enzephalitis (Hirnentzündung), gegen die es nach wie vor kein wirksames Medikament gibt. Mögliche Folgen sind Persönlichkeitsveränderungen, Lernschwierigkeiten bis zu bleibenden geistigen Behinderungen.
Symptome: Am Anfang sind es Schnupfen, Reizhusten, verquollene, rote Augen und steigendes Fieber. Zwei bis drei Tage später entstehen auf der Mundschleimhaut gegenüber den Backenzähnen weiße Flecken, die wie Kalkspritzer aussehen. Die Flecken sind anfangs klein und hellrot, werden größer und zahlreicher und fließen zu großen geröteten Flächen zusammen. Vom dritten Tag an verschwindet der Ausschlag allmählich.
Behandlung: Masernkranke Kinder sind empfindlich gegen Licht und brauchen feuchte, kühle Atemluft.
Vorbeugung: Vom zwölften Monat an wird eine Impfung empfohlen, am besten zusammen mit der gegen Mumps und Röteln. Eine Auffrischung erfolgt nach vier Wochen.
Auch Mumps ist keineswegs harmlos, sie kann zur Hirnhautentzündung führen, die bleibende Hörstörungen zur Folge hat. Fünf Prozent der Taubheitsfälle bei Kindern gehen auf Mumps zurück. Wenn Jugendliche und Erwachsene an Mumps erkranken, kann es zu einer Hoden-Entzündung und damit sogar zum Verlust der Fruchtbarkeit kommen.
Symptome: Das Kind fühlt sich schlapp, appetitlos und wird zänkisch und reizbar. Das Kind hat Schmerzen beim Schlucken oder Kauen. Die Temperatur steigt häufig auf Werte um 39 Grad an. Das Fieber dauert etwa drei Tage. Nach fünf bis zehn Tagen geht die Schwellung zurück.
Behandlung: Milde Wärme, Mundspülungen und Schmerzmittel.
Vorbeugung: Die Impfung wird als Kombination gegen Mumps, Masern und Röteln vom zwölften Monat an empfohlen. Auffrischung nach dem fünften Geburtstag.
Röteln sind für Kinder harmlos. Eine Röteln-Infektion der Mutter während der Schwangerschaft kann jedoch beim Ungeborenen zu Blindheit und Taubheit, zu Herzfehlern und geistigen Behinderungen und sogar zum Tod führen. Deshalb sollten alle Kinder gegen Röteln geimpft werden, um das Ansteckungsrisiko für schwangere Frauen zu verringern.
Symptome: Hellrote Flecken im Gesicht, die heller und kleiner sind als bei Masern, selten größer als eine Linse. Sie verschmelzen nicht miteinander und sind oft von einem helleren Hof umgeben. Häufig schwellen die Lymphknoten am Hals und im Nacken an. Das Fieber steigt meist nicht über 38 Grad. Größere Kinder und Erwachsene haben gelegentlich Gelenkschmerzen.
Behandlung: Das Kind sollte für drei bis fünf Tage von anderen Kindern ferngehalten werden. Ins Bett muss es nur bei Fieber.
Vorbeugung: Kombinations-Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln. Auffrischung vom sechsten Lebensjahr an.
Hohes Fieber, belegte Mandeln, heftige Schluckbeschwerden, himbeerrot gefärbte Zunge und tiefroter Rachen, teilweise Kopfweh, manchmal Übelkeit und einige Wochen Bettruhe so verläuft ein typischer Scharlach. Zumindest früher verlief er so. In den vergangenen Jahren allerdings beobachten Kinderärzte kaum noch derart schwere Verläufe.
Auch wenn die Infektionen scheinbar harmloser verlaufen, die Streptokokken sind immer noch so gefährlich wie früher. Und führen immer noch genauso häufig zu schwerwiegenden Spätfolgen für Herz, Nieren und Gelenke. Seit es Penicillin gibt, hat diese Kinderkrankheit vieles von ihrer Gefährlichkeit verloren. Sie verläuft zudem ausgesprochen mild und oft ohne Ausschlag.
Symptome: Zwei bis sieben Tage nach der Ansteckung steigt die Temperatur plötzlich stark an. Das Kind klagt über Schüttelfrost, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, oft muss es erbrechen. Ein bis zwei Tage später beginnt der typische Ausschlag in den Achselhöhlen und Leistenbeugen und an der Innenseite der Oberschenkel. Er breitet sich auf dem ganzen Körper aus. Das Gesicht ist fieberrot, nur um Mund und Kinn bleibt eine blasse Partie (»Milchbart«) frei. Nach zwei Tagen beginnt die Haut sich zu schuppen. Die Oberfläche der Zunge ist auffallend gerötet und geschwollen (»Himbeerzunge«).
Behandlung: Unbedingt den Arzt rufen! Er schützt das Kind mit einer Penicillin-Behandlung vor schweren Komplikationen und kürzt damit gleichzeitig die Krankheitsdauer ab. Auch in leichteren Fällen braucht das Kind Bettruhe und reichlich Flüssigkeit.
Windpocken sind eine sehr ansteckende Kinderkrankheit. Kennzeichnend für Windpocken ist ein juckender Hautausschlag mit Bläschen. Der Verlauf ist in der Regel gutartig. Der Virus wird am häufigsten durch Tröpfchen in der Luft übertragen. Die Krankheit ist bereits einige Tage vor Ausbruch des Ausschlags auf andere übertragbar. Die Ansteckungsgefahr ist erst dann vorbei, wenn alle Bläschen eine Kruste bekommen haben.
Symptome: Der Ausschlag beginnt in der Regel auf dem Körper und im Gesicht des Kindes. Er kann sich aber auch auf den Armen und Beinen ausbreiten. Der Hautausschlag juckt oft. Er beginnt als kleine rote Flecken, die sich innerhalb von Stunden zu Bläschen entwickeln. Nach ein bis zwei Tagen bilden die Bläschen eine Kruste. Kinder sind meist nur leicht angeschlagen, während es den Erwachsenen meist schlechter geht.
Behandlung: Die Behandlung besteht hauptsächlich in der Linderung der Beschwerden. Der Juckreiz kann durch kalte Umschläge gelindert werden.
Ebenso gibt es verschiedene Formen der juckreizstillenden Medizin, die auf den Ausschlag aufgetragen werden können. Den Kindern kann es helfen, sich in kalten Umgebungen aufzuhalten. Wärme und Schweiß verstärken den Juckreiz.

Artikel vom 12.05.2006