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Bulgarische »Blüten«
vom Bielefelder Wirt

Mit 15 falschen 200-Euro-Noten aufgefallen

Bielefeld (uko). Täuschend echtes Falschgeld wollte ein Bielefelder im Jahr 2004 in Hannover durch Einkäufe »waschen«. Jetzt verurteilte das Amtsgericht Bielefeld den Hintermann der Aktion, einen Bielefelder Gastwirt. Der 36-jährige Gastronom erhielt 21 Monate Bewährungsstrafe, weil er Falschgeld in den Verkehr gebracht hatte.

Der gebürtige Syrer Sammy J. (alle Namen geändert) führte ein Lokal in der Innenstadt, das auf den Namen seiner Ehefrau konzessioniert war. Anfang Oktober 2004, so lautete der Vorwurf der Anklage, habe er in der Gaststätte insgesamt 15 gefälschte 200-Euro-Scheine an den Bielefelder Ali D. (27) übergeben. D. sollte die Blüten »waschen«, zu dem Zweck fuhr der Türke nach Hannover.
In mehreren Geschäften kaufte Ali D. hochwertige Waren ein, kehrte jedoch später stets zurück: Angeblich gefalle ihm der Einkauf nicht mehr, er wollte den Geldwert zurück haben. Riesenpech für den Mann: In einigen Fällen bekam er seine original 200er Blüten wieder zurück. Dabei wurde er schließlich festgenommen. Das Amtsgericht Hannover verurteilte Ali D. schließlich zu einer Freiheitsstrafe, die er derzeit im offenen Vollzug absitzt.
Der Bielefelder Gastwirt, der nun vor dem Amtsgericht von Rechtsanwalt Phil Gabler verteidigt wurde, bestritt nachhaltig seine Verstrickung in den Falschgeld-Deal. Er kenne Ali D. gut; der Mann sei häufig in seiner Gaststätte gewesen, habe obendrein in einer seiner Wohnungen gewohnt. Als er D. verdächtigt habe, eine Digitalkamera gestohlen zu haben, habe er dem Türken fristlos die Wohnung gekündigt. Das Motiv des Mannes, ihn nun als Falschgeld-Händler zu verdächtigen, sei wohl Rache.
In der Tat machte Ali D. als Belastungszeuge eine sehr schwache Aussache. Zunächst wollte er überhaupt nichts sagen, dann versicherte er mehrfach, er habe doch nichts gegen den Gastwirt. Die belastende Aussage habe er seinerzeit auch hauptsächlich deshalb gemacht, um schnell aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden.
Wenngleich Amtsrichterin Astrid Salewski dem Türken kaum den Status eines »Musterzeugen« zumaß, so sprachen dennoch erhebliche Indizien gegen den Angeklagten Gastronomen: Während einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung und in der Gaststätte waren dort Personalpapiere eines in Paderborn lebenden Falschgeldhändlers gefunden worden. Sammy J. selbst hatte angegeben, in seinem Lokal verkehrten Russen und Bulgaren, von denen er die Scheine bekommen haben könne. Tatsächlich waren die »Blüten« bulgarischer Herfkunft.
Fazit des Schöffengerichts: ein Jahr und neun Monate Haft, deren Verbüßung zur Bewährung ausgesetzt wurden. Sammy J. muss als Auflage 100 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten.

Artikel vom 06.05.2006