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Dannebergs starker Debütantenball

20-jährigem Arminen gelingt der Sprung aus der Ober- in die Bundesliga

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Über sein eigenes Debüt wollte er gar nicht so viel sagen. Zu enttäuscht war Dennis Eilhoff von Spiel und Ergebnis der Arminia.
Torwartwechsel: Mathias Hain (rechts) macht Platz für Dennis Eilhoff.

Also stellte Bielefelds Ersatztorwart, der gegen Duisburg wie geplant seine Erstligapremiere feierte, lieber die Leistung eines Teamkollegen in den Vordergrund: »Für mich ist Tim Danneberg der Spieler des Tages.«
Nicht nur für Eilhoff, auch fürs Publikum: Stehende Ovationen für einen 20-Jährigen, von dem vor der Partie viele Gelegenheits-Stadiongänger noch nicht einmal den Namen kannten. Dass Danneberg, als Trainer Thomas von Heesen ihn 18 Minuten vor Schluss vom Feld nahm, nicht ins Publikum schaute, geschweige denn zum Dank für den Applaus die Hand hob, mag ein wenig unhöflich gewirkt haben. In Wirklichkeit entsprach das Verhalten aber nur seinem Naturell. Und: Wer nicht geübt ist im Sich-feiern-Lassen, der übt sich lieber in Zurückhaltung und trägt nicht dicker auf als nötig. Danneberg hatte während seiner ersten 72 Erstligaminuten den 19 452 Zuschauern reichlich Anlass gegeben, ihn hochleben zu lassen nach seinem ersten Spiel um Bundesligapunkte. Einzig ein Tor, das die Sahne-Leistung des defensiven Mittelfeldspielers gezuckert hätte, fehlte.
Aber mit derart großen Offensiv-Freiräumen hatte der defensive Mittelfeldspieler ja gar nicht rechnen können. Als er nach einer schnellen Kombination im Mittelfeld von Fatmir Vata auf den zu langen Weg Richtung MSV-Tor geschickt wurde, dürfte Danneberg derart viel durch den Kopf gegangen sein, dass im entscheidenden Duell mit Gästekeeper Georg Koch die Nerven blank lagen (18.). »Ich hätte den Ball doch bloß über ihn rüberchippen sollen«, fiel dem Fehlschützen erst hinterher ein, wie's mit dem 1:0 bestimmt geklappt hätte. »Danneberg, Danneberg, Danneberg«, intonierte das Publikum - auch das hat DSC-Kapitän Mathias Hain gemeint, als er nach dem Spiel den Fans attestierte: »Ihr habt ein gutes Gespür dafür, wann wir euch brauchen.«
Debütant Danneberg, der erst eine gute halbe Stunde vor dem Spiel von seinem Starteinsatz erfahren hatte, war in der Folge an jeder gefährlichen Arminia-Aktion beteiligt. So auch zehn Minuten vor der Pause, als er wieder am guten Koch scheiterte. Und als endlich Koch in der 61. Minute genau wie sein Gegenüber Mathias Hain das Tor für die jeweilige Nummer 2 räumte, hatten bei Danneberg leider schon etwas die Kräfte nachgelassen.
Hinterher sagte Hain: »An erster Stelle habe ich gehofft, dass Tim ein gutes Spiel machen wird. Aber ich habe es auch erwartet. Dynamik, ein gutes Auge - er hat das gewisse Etwas, das man auf seiner Position braucht.« Jetzt, sagte Hain, müsse sich Danneberg stabilisieren und die Leistung in Köln, wo er auch wegen Rüdiger Kaufs fünfter gelber Karte ganz bestimmt wieder auflaufen wird, vor großer Kulisse noch einmal abrufen. Hier soll auch Dennis Eilhoff von Beginn an spielen. Den Debütantenball haben er und Danneberg hinter sich. Im RheinEnergie-Stadion erwartet sie ihre erste Pflicht. Auch wenn Thomas von Heesen speziell die Erwartungen an Danneberg dämpft: »Tim hat ein gutes Spiel gemacht. Aber er soll behutsam aufgebaut werden.«

Artikel vom 08.05.2006