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Melancholie der Getretenen

Xenia Hausner: »Old School Boys« (6)


Der Fußball inspiriert auch immer wieder Künstler. Heute als Folge 6 unserer »Galerie der Kickerbilder«: Xenia Hausner (54; Österreich): Old School Boys (2005).
Die drei Bälle und der Kopf stehen für die ganze Welt, für einen typischen Schuljungen also, der nichts als Ballspiele im Kopf hat. Was das Hirn gespeichert hat, kann dem Jungen keiner nehmen - es sei denn, man schlägt den Kopf ab. Dann sagt der Scharfrichter, es rollen Köpfe, und um Recht und Gesetz ins Spiel zu bringen, hat die manchmal auf etwas gruseligen Pfaden wandelnde Wienerin den Kopf an der Strafraumgrenze deponiert. Ein kess babyblauer Basketball und ein unscheinbarer, der Körperertüchtigung (huch! wie altmodisch klingt dieses Wort!) dienender Medizinball flankieren den guten alten Fußball, der ja heutzutage gar nicht mehr aus Fünf- und Sechsecken genäht wird, aber trotzdem als Modell in Leder dargestellt ist. Vielleicht weil hier eine Frau am Werk war, glauben einige Kritiker in Hausners Bild eine gewisse Melancholie zu entdecken: die Melancholie der Tippkick-Maschinen, die starren Spielregeln unterworfen sind, die Melancholie der Getretenen . . .
Xenia Hausner stellt in Deutschland und Österreich aus, doch auch in Los Angeles wurde man schon auf sie aufmerksam. Mathias Meyer zur Heyde

Artikel vom 10.05.2006