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Ein Stelldichein
der Traditionen

Bäuerliches Handwerk in Senne

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). »In zehn Jahren gibt es garantiert keinen deutschen Holzschuhmacher mehr«, sagt Heinrich Wassing bedauernd. Der 75-Jährige Meister fertigt seit seinem 14. Lebensjahr Holzschuhe aus feinem Pappelholz.

Nachwuchsmangel in seinem Metier mag er beklagen. Einen Mangel an interessierten Gästen beim »Stelldichein« alter bäuerlicher Kultur und Handwerkstradition gab es auf dem Gelände des Senner Museums Osthusschule an der Friedrichsdorfer Straße am vergangenen Wochenende jedoch weder an Wassings noch an den vielen anderen Ständen.
Hunderte Besucher aller Altersgruppen strömten an den beiden Tagen zu der Veranstaltung, die der Kulturkreis Senne und der Förderverein des kleinen aber feinen Museums alle zwei Jahre gemeinsam ausrichten.
Dort wurde den Gästen so recht etwas geboten. Schmiedemeister Detlef Schwalm hatte nicht nur seinen Gesellen Michael Blome sondern eine Kollektion der unterschiedlichen Hufeisen mitgebracht. Auch »Champ«, ein 14 Jahre alter Haflinger, war dabei und ließ sich als geduldiges Model neue »Schuhe« anpassen.
Das qualmte zwar heftig und stank dazu - aber wo bekommt man ein solches Spektakel sonst schon zu sehen, wenn man nicht gerade Pferdebesitzer ist? Korbflechtermeister Heinz Helmer zeigte an einen alten Gerät, wie Weidenzweige von der Rinde befreit und zum Flechten vorbereitet werden. Biobäcker Herbert Krumme buk derweil wie ein Weltmeister Flammkuchen im Holzofen und Heinz Berens genoss die Bewunderung der Damenwelt. Der 68-Jährige aus dem Brackweder Südwestfeld zeigte nämlich, wie man prächtige Decken in skandinavischer Hardanger-Technik stickt.
Umlagert waren auch die Falkner. Karl Mertens (67), der sich bereits seit 40 Jahren intensiv mit der Falkenjagd beschäftigt und einen Lanner-Falken mitgebracht hatte, musste Fragen über Fragen beantworten. Warum trägt der Vogel einen »Hut«? Was jagt der Falke? Die Falkenhaube aus Leder trage zur Beruhigung des Tieres bei, erklärte Mertens.
Während es den Jüngsten besonders die Minipferdchen samt Kutschen von Gernot Schnabel angetan hatten, waren die Darbietungen und historischen Trachten des Heimatvereins Senne und weiterer Volkstanz- und Holzschuhtanzgruppen aus Jöllenbeck, Ummeln und Verl ein Anziehungspunkt für die erwachsenen Besucher.
Wer eine Verschnaufpause brauchte vom vielen vom Schauen in den beiden Museumsgebäuden mit Historischem Klassenzimmer und originaler Bauernstube, der fand unter den alten Bäumen des Museumsgeländes dazu manche Gelegenheit bei selbst gebackenem Pickert und Kuchen, Spargelquiche und anderen rustikalen Leckereien. »Tafelmusik« gab's obendrein: von Hanno Bokermann (Akkordeon), dem Posaunenchor der Emmaus-Gemeinde und den Jagdhornbläsern Hubertus.

Artikel vom 08.05.2006