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Der Magier
Ian Anderson mit Orchester
Rockender Rattenfänger, Druide, Grenzgänger - das sind nur einige Synonyme für Ian Anderson, den Mann, der Jethro Tull zur Legende machte. Seit vier Dekaden steht er nun einbeinig auf den Bühnen der Welt und macht Dampf mit seinem Arsenal an Querflöten, die wie die Orgelpfeifen in einem Köcher am Mikrophon stecken. Nach Herford kommt der Mann mit der Flöte am 14. Juli nicht allein: Die größten Songs von Jethro Tull erklingen im Zusammenspiel mit einer vierköpfigen Band und der Neuen Philharmonie Frankfurt so wie der Violinsolistin Lucia Micarelli. »Ian Anderson plys Orchestral Jethro Tull« heißt der seltene Solo-Auftritt, für das der Flöten-Magier eigens die Nummern umschrieb - wie »Skating away« bis »Living in the Past« und »Calliandra Shade«. Wohl noch nie hat der Begriff »Classic Rock« so gut gepasst wie hier. Sowohl Freunde der alten Hits also auch Liebhaber klassischer Töne dürfen eine meisterhafte Performance erwarten. Denn immer noch tanzt der Altmeister wie ein Derwisch einbeinig über das Parkett. Durch die Flöte hindurch singt und schreit er seine Texte, überbläst mit voller Wucht und jagt krachende Triller durch das Silber. Und das alles klingt so unverbraucht, dass manch frisch gecasteter Star vor Neid erblasst.

Artikel vom 19.05.2006