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Simonis gibt
das Tanzen auf

Kerkeling verliert sein »Zugpferd«

Köln (WB/dpa). Sie hatte es doch nur gut gemeint. Für das verdienstvolle Kinderhilfswerk Unicef Deutschland, dessen neue Vorsitzende sie ist, wollte Schleswig-Holsteins frühere Ministerpräsidentin Heide Simonis bei der RTL-Show »Let's Dance« einen schönen Batzen Spendengeld zusammentanzen.
Tanzen nicht mehr: Heide Simonis und Hendrik Höfken. Foto: dpa

Doch jetzt warf die 62-Jährige das Handtuch. Nach einem Kreislaufzusammenbruch vor der jüngsten Show hätten ihr sowohl der Turnierarzt als auch ein Mediziner in einer Kölner Klinik ein Tanzverbot erteilt. Dieser Kollaps sei eine Folge der körperlichen Belastung, aber auch des »medialen Drucks« gewesen, teilte sie selbst auf ihrer Internetseite (www.heidesimonis.de) mit: »Ich hätte gerne weiter mitgetanzt.« Das Krankenhaus konnte sie nach Angaben eines RTL-Sprechers inzwischen verlassen. Sie habe sich zurückgezogen und es werde keine weiteren Stellungnahmen von ihr geben.
Knappe Worte, die dennoch einen kleinen Einblick in die Gemütslage der 62-Jährigen geben. Mit Häme und Spott waren ihre Auftritte bei »Let's dance« überschüttet worden, von »Hoppel-Heide« (»Bild«) bis zu »Lachnummer« (»Spiegel«) reichten die Kommentare. Manche mutmaßten schon, sie gehe demnächst wohl auch in die »Dschungelshow«. Das alles hat Heide Simonis wohl ziemlich getroffen - obwohl sie stets beteuerte, in der Politik Schlimmeres erlebt zu haben.
»Warum tut sie sich das an?« - Diese Frage hatte sich die Öffentlichkeit bereits am Ende ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin des nördlichsten Bundeslandes gestellt. Vor gut einem Jahr ließ die SPD-Politikerin im Kieler Landtag vier Wahlgänge über sich ergehen, bis sie selbst sich eingestand, dass eine - auch aus der eigenen Partei unterstützte - Mehrheit sie nicht mehr im Amt sehen wollte. Ihren Abgang hatte sie sich damals sicherlich anders vorgestellt, doch Aufgeben war noch nie Simonis' Sache. Auch bei »Let's Dance«: »Noch drei Runden tanzen, dann ist das Thema erledigt«, war noch in der Vorwoche ihre Durchhalte-Parole.
So hatten die knapp 5,5 Millionen Fernsehzuschauer auch am Samstagabend bei der sechsten Ausgabe von »Let's Dance« gespannt auf den Auftritt der 62-Jährigen und ihres Tanzpartners Hendrik Höfken (29) gewartet. Doch erst im Verlauf der Show erfuhren sie von Moderator Hape Kerkeling, dass die von der Jury zwar stets vernichtend beurteilte, aber von den Zuschauern der K.o.-Show immer weiter gewählte Ministerpräsidentin a.D. nicht mehr mittanzt. »Ich habe großen Respekt vor ihr und wünsche ihr von dieser Stelle gute Besserung«, sagte Kerkeling, der nun auf jeden Fall sein »Zugpferd« verloren hat. Denn eigentlich fand die Sendung ja hauptsächlich wegen Heide Simonis Beachtung.

Artikel vom 08.05.2006