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Kindern, Senioren und
Familien drohen nach
Kürzung Einschnitte

Wohlfahrtsverbände in großer Sorge

Kreis Paderborn (WV). Mit spürbaren Einschnitten im Leistungsangebot wollen Paderborner Wohlfahrtsverbände auf vorgesehene Geldkürzungen der Landesregierung reagieren. Dies kündigten am Freitag Sprecher von Arbeiterwohlfahrt (AWO), Diakonie, Caritas und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) an. Kürzungen der Landesregierung führten auch im Kreis Paderborn zu drastischen Auswirkungen.

Die im Haushaltsplan der Landesregierung vorgesehenen Mittelkürzungen träfen auch im Raum Paderborn besonders Menschen, die ohnehin schon sozial benachteiligt seien. Darauf weisen die Wohlfahrtsverbände des Kreises hin. Sie befürchten, dass sie mit der Verabschiedung des Etats 2006 viele ihrer Angebote für Kinder, Familien und Migranten einschränken oder gar aufgeben müssten.
Die Koalition in Düsseldorf habe für den neuen Landeshaushalt die Einsparung von rund 200 Millionen Euro für Kinder, Jugendliche und Familien vorgesehen. Die in der Arbeitsgemeinschaft »Freie Wohlfahrtspflege NRW« zusammengeschlossenen Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen setzen sich in einer groß angelegten Kampagne »Jetzt erst recht: NRW bleib sozial 2006« gegen diesen Haushaltsentwurf zur Wehr. Sie sehen zahlreiche wichtige soziale Dienste und Einrichtungen gefährdet.
Auch im Kreis Paderborn wenden sich die Wohlfahrtsverbände gemeinsam gegen drastischen Einsparungen. »Die neue Landesregierung trat mit dem Versprechen an, Kinder, Jugendliche und Familien zu fördern«, beklagt Jutta Vormberg, Geschäftsführerin der Diakonie Paderborn-Höxter und Sprecherin der Wohlfahrtsverbände im Kreis Paderborn. »Jetzt werden gerade Migranten, junge Menschen und Senioren unter den Folgen dieser Kürzungen leiden«.
So sieht zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz in Paderborn seine erfolgreichen interkulturellen Mädchen- und Jungentreffs gefährdet. Hier treffen sich regelmäßig jeweils rund 50 Jugendliche aller Nationalitäten. Im Rahmen dieser integrativen Maßnahme wird unter anderem auch die dringend benötigte Hilfe bei den Schularbeiten angeboten. »Ohne die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt können wir dieses und andere Angebote möglicherweise nicht mehr aufrecht erhalten«, befürchtet der DRK-Kreisgeschäftsführer Ulrich Brüll.
Mit deutlichen Einschränkungen ihrer Angebote rechnen auch die anderen Wohlfahrtsverbände in Paderborn. So erwartet die Caritas Kürzungen bei der Familienpflege, der Erziehungsberatung und der Suchtkrankenhilfe. Bei der AWO sind besonders integrative Maßnahmen für jugendliche Migranten betroffen. Bei der Diakonie werden mehrere tausend Euro für Familienbildungsurlaube und Integrationsmaßnahmen fehlen.
»Die Landesregierung muss diese Kürzungen bei den derzeit laufenden Verhandlungen rückgängig machen«, fordert Jutta Vormberg. Dies dürfe jedoch keinesfalls mit Kürzungen im Migrationsbereich gegenfinanziert werden, denn es sei unumstritten, dass hier noch große Integrationsdefizite bestehen. »Wir dürfen nicht heute die Interessen unserer Kinder opfern, damit sie morgen mit einem schuldenfreien Landeshaushalt zu den Verlierern gehören«.

Artikel vom 06.05.2006