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»Die Deutschen mögen
einfach keinen Krieg«

US-Präsident Bush sieht weltweite Führungsrolle Berlins

Hamburg/Berlin (dpa). US-Präsident George W. Bush hat Verständnis für die ablehnende Haltung Deutschlands zum Irak-Krieg im Frühjahr 2003 geäußert. »Ich habe langsam erkannt, dass es in der Natur der deutschen Bevölkerung ist, dass sie Krieg verabscheut«, sagte Bush der »Bild am Sonntag«.

Auch in der ARD-Sendung »Sabine Christiansen« sagte Bush: »Ich kann verstehen, wenn eine Regierung, ein Volk das anders sieht.« Der Widerstand des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) gegen den Irak-Krieg hatte die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA schwer belastet.
Bush sagte der »Bild am Sonntag«: »Die Deutschen heute mögen einfach keinen Krieg - egal, wo sie sich auf dem politischen Spektrum befinden. Und das kann ich auch verstehen. Es gibt eine Generation von Menschen, deren Leben wegen eines schrecklichen Kriegs völlig aus den Fugen geriet.«
Er dankte der Bundesregierung - »der heutigen und der vorherigen« - für die Unterstützung beim Wiederaufbau des Irak. In dem ARD-Gespräch sagte der US-Präsident: »Es gab diesen Dissens. Aber die Beziehungen zu Deutschland waren für uns immer wichtig und gut.« Über seine persönliche Beziehung zu Schröder sagte Bush: »Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Kanzler Schröder.«
Ausdrücklich übernahm Bush iden von seinem Vater für die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland geprägten Begriff »Partner in Leadership« (Führungspartner). Auf die Frage, ob diese Bezeichnung noch heute zutreffe, sagte er: »Absolut, absolut! Das sehen wir doch in der Iran-Frage.« Bundeskanzlerin Angela Merkel sei bisher stark gewesen. »Es ist sehr wichtig, dass die Iraner wissen, dass Deutschland mit anderen zusammenarbeitet, um eine klare Botschaft nach Teheran zu senden.
Sie lautet: Das Streben nach einem Nuklearprogramm, nach Atomwaffen wird sie in der Welt isolieren.«
Im Kampf gegen den Terror misst Bush Deutschland eine wichtige Rolle zu: »Deutschland spielt im Krieg gegen den Terror eine entscheidende Rolle. Deutschland befindet sich im Herzen Europas. Wir pflegen mit Deutschland, ganz gleich ob unter dieser oder der vorigen Regierung, eine enge Zusammenarbeit.«
Der US-Präsident lehnte es ab, sich zu den in Europa umstrittenen Geheimflügen des US-Geheimdienstes CIA über Europa zu äußern. In der ARD sagte er: »Ich kann mich zu GeheimdienstaAngelegenheiten nicht äußern, sonst sind es keine Geheimdienstangelegenheiten mehr.«
Bush bezeichnete Deutschland als »unerlässlich für die Vitalität der Europäischen Union. Das ist wichtig für die USA«. Sein Land wolle starke Handelspartner. Es nutze dem Handel, wenn die Partner wirtschaftlich stark seien. »Deshalb wollen wir, dass es der Wirtschaft in der EU gut geht. Wenn Deutschlands Wirtschaft stark ist, kann sie den Nachbarländern auf die Beine helfen.«

Artikel vom 08.05.2006