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Von Annemarie Bluhm-Weinhold

Steinhagener
Aspekte

Was muss noch passieren?


Warum eigentlich nicht? Warum sollte die Gemeinde nicht hingehen und selbst eine Ampel an der Bielefelder Straße aufstellen, wenn es der Kreis schon nicht tut? Fakten schaffen, nennt man das. Die durch schwere Unfälle gut begründete, seit Jahren mit zunehmender Vehemenz vorgetragene Steinhagener Forderung wird im Verkehrsdezernat im Kreishaus - so der Eindruck - geflissentlich umgangen. Alle möglichen Maßnahmen vom Dialog-Display bis zur Umlaufschranke werden angeregt und umgesetzt - nur keine Ampel.
Wenn die von Expertenrunden (am grünen Tisch?) beschlossenen Maßnahmen ausprobiert werden dürfen, dann sollte das gleiche doch auch für die Forderung aus der Gemeinde gelten. Denn hier sitzen schließlich auch Experten. Die Eltern haben den Verkehr auf der Bielefelder Straße und die Verkehrssicherheit schon ganz genau im Blick. Und Lehrer, Kommune und (Schul-)Politiker, die sich seit Jahren mit Schulwegen beschäftigen, wissen doch, warum sie einer Ampel an diesem hochfrequentierten und hochgefährlichen Punkt mehr Sicherheit zutrauen als Dialog-Displays und Umlaufschranken.
Offenbar ist es nötig, ein Signal zu setzen, der eigenen Forderung Nachdruck zu verleihen - ja, sich überhaupt Gehör zu verschaffen. Denn bisher ist die Gemeinde nicht einmal gefragt worden, hat nicht zur Expertenkommission gehört und sich vor dieser auch nicht äußern dürfen. Und die wiederum hat zwar ihre Entscheidung, aber nicht die Entscheidungsgrundlage (Messungen, Berechnungen) mitgeteilt. Das Ergebnis ist nicht nachvollziehbar: Eine Umlaufschranke soll die Kinder veranlassen, vor dem Zebrastreifen vom Rad abzusteigen. Das Gegenteil wird der Fall sein: Die Kinder umgehen die Barriere und kreuzen die Straße schon vorher oder stauen sich auf dem Zebrastreifen (also mitten auf der Straße), wenn ein ganzer Pulk von Schülern versucht, sich durch das »Drängelgitter« zu zwängen. Wenn das nicht gefährlich ist . . .
Kein Wunder, dass die Entscheidung aus Gütersloh in Steinhagen als geradezu absurd angesehen wird, und dass gestandene Politiker angesichts der Ohnmacht gegenüber der Behörde beschließen, selbst zur Tat schreiten und eine Ampel bauen wollen. Selbst, wenn das illegal ist. Ziviler Ungehorsam in der Sorge um die eigenen Belange - und die eigenen Bürger. Denn man muss sich wirklich fragen: Muss erst noch Schlimmeres passieren als ein schwerst verletztes Kind, bevor auf Forderungen aus der Mitte einer Gemeinde heraus eingegangen wird? An zwei tote Kinder auf der Brockhagener Straße vor dem Bau der ebenfalls lange geforderten Blitzanlage mag man gar nicht denken . . .

Artikel vom 06.05.2006