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Die erste Flasche im Stadion

Mit Werbung im Sport will Sinalco an alte Glanzzeiten anknüpfen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Duisburg (WB). Nach der Niederlage bei Schalke 04 konnten sich die Fans von Arminia Bielefeld am Mittwoch mit Sinalco erfrischen. Auf dem Rasen in der Veltins- Arena wird vor jedem Spiel eine sieben Meter große Flasche der Kultmarke aufgeblasen.

Obwohl in den 70er und 80er Jahren bei Sinalco die Luft raus war und die Marke anschließend mehr schlecht als recht lief, geht es inzwischen wieder bergauf. 1994 erwarb Hermann Hövelmann die Markenrechte für Deutschland, drei Jahre später kaufte er Sinalco International. Nach Anlaufschwierigkeiten gelang es dem Chef der Hövelmann-Gruppe in Duisburg mit Mineralwassermarken wie Rheinfelsquelle und Römerwall, das Potenzial von Sinalco auszuschöpfen. Er brachte im Jahr 2000 wieder die alte klassische 0,2-Liter-Flasche mit dem roten Punkt auf den Markt, die um 1950 als ein Symbol für den deutschen Wiederaufbau galt. 2002 präsentierte Hövelmann dem Handel sein Lieblingsgetränk als Ein-Liter-Flasche in Kisten mit gelber Signalfarbe. Das steigerte den Wiedererkennungswert der Marke abermals, und der Unternehmer legte zudem eine Sinalco-Apfelschorle nach.
Mittlerweile sprudelt der Absatz: Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr 164 Millionen Flaschen verkauft, 8,5 Prozent mehr als 2004. Binnen vier Jahren verfünffachte sich die abgesetzte Menge. »Im Gegensatz zu den amerikanischen Brauseherstellern verwenden wir für Sinalco natürliches Mineralwasser«, nennt Marketingleiter Markus Branahl ein Erfolgsgeheimnis: »Die Leute schätzen dieses andere Geschmackserlebnis.« Sinalcos »Dornröschenschlaf« sei vorbei, sagte Branahl am Freitag dieser Zeitung: »In den 80er und 90er Jahren war die Marke noch in den Köpfen, aber nicht mehr verfügbar.«
Sinalco ist die einzige Limonade mit einem rollenden Museum. Der Show-Truck legte 2005, als der Markenname Sinalco 100 Jahre alt geworden war, 250 000 Kilometer auf seiner Werbetour zurück. Wer einstieg, erfuhr vom lateinischen Namensursprung »sine alkohole« (ohne Alkohol), und er sah Werbetafeln im Jugendstil. Der Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz hatte 1902 das Getränk entwickelt, der Detmolder Unternehmer Franz Hartmann stellte es her und vertrieb es. 1906 wurden bereits 300 Millionen Sinalco-Flaschen verkauft; die Limonade avancierte zum weltweiten Exportschlager.
An den Erfolg will Hövelmann anknüpfen. Inzwischen ist Sinalco International wieder in 50 Ländern vertreten; gerade erst ging eine Produktionsstätte im serbischen Banja Vruci in Betrieb. Obwohl Sinalco »keine Heimatmarke mehr« sei, wisse das Unternehmen »genau, wo Detmold liegt«, betonte Marketing-Chef Branahl. Er hat das Jahr 2009 fest im Blick, wenn in Lippe das Jubiläum 2000 Jahre Varus-Schlacht gefeiert wird. Branahl: »Für uns ist das ein sehr guter Ansatz. Wir wollen bei dem Ereignis präsent sein, es laufen bereits Gespräche mit Partnern aus der Wirtschaft in der Region.« Sinalco ist darüber hinaus an Werbeverträgen mit Arminia Bielefeld und dem SC Paderborn 07 interessiert. »Wir haben Gespräche mit beiden Vereinen geführt und sind für alles offen«, erklärte Branahl. Nach Schalke 04 und dem Hamburger SV will das Unternehmen sein Engagement im Sport ausweiten.

Artikel vom 06.05.2006