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Pionier machte oft von sich reden

Regisseur Roberto Rossellini wäre am Montag 100 Jahre alt geworden

Der Regisseur Roberto Rossellini gehört zu den Begründern des neorealistischen Films.
Ehrung für den Vater: Isabella Rossellini.Foto: dpa

Rom (dpa). Eine doppelte Hommage hat Isabella Rossellini ihrem Vater Roberto gewidmet: Bei der Berlinale präsentierte sie im Februar gleichzeitig ein Buch und einen Film über den berühmten Regisseur, der am Montag 100 Jahre alt geworden wäre.
Roberto Rossellini gilt als einer der Pioniere des neorealistischen Kinos und als Lehrer eines anderen Meisters des »Neorealismo«: Federico Fellini. Auch privat hat der Filmemacher immer wieder von sich reden gemacht, besonders als er die rassige italienische Filmlegende Anna Magnani verließ und 1950 die junge Schwedin Ingrid Bergman heiratete. Aus der Ehe, die bis 1957 hielt, gingen drei Kinder hervor: Sohn Robertino und die Zwillinge Isabella und Isotta. Vor allem Isabella Rossellini ist in die Fußstapfen ihrer legendären Eltern getreten und hat sich nicht nur als Model für das Kosmetikhaus Lancôme, sondern vor allem auch als Schauspielerin einen Namen gemacht. In dem jetzt unter der Regie des Kanadiers Guy Maddin gedrehten Films »My Dad is 100 Years old« - zu dem Isabella Rossellini auch das Drehbuch geschrieben hat - schlüpft sie in die Rolle ihres Vaters.
Einen seiner ersten und auch größten Erfolge feierte der in Rom geborene Roberto Rossellini mit dem Streifen »Roma, città aperta« (Rom, offene Stadt), den er 1944 kurz nach der Räumung der italienischen Hauptstadt durch die Deutschen drehte. Der Film gilt als Vorreiter des neorealistischen Kinos und schildert die Aktivitäten einer römischen Widerstandsgruppe während des Zweiten Weltkrieges. Für Anna Magnani war dies der Beginn ihrer Weltkarriere.
Mit »Paisà« konnte Rossellini zwei Jahre später an den großen Erfolg anknüpfen und erhielt dafür auch eine Oscar-Nominierung.
Im Jahr 1949 tritt Ingrid Bergman in das Leben des Filmemachers. »Ich glaube, dass ich Roberto schon geliebt habe, nachdem ich ÝRom, offene StadtÜ gesehen hatte, denn er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf«, zitiert Isabella Rossellini ihre Mutter in dem Buch »Im Namen des Vaters, der Tochter und der heiligen Geister - Erinnerungen an Roberto Rossellini«. Mit der Schwedin dreht Rossellini im gleichen Jahr »Stromboli« - der Beginn auch einer filmischen Zusammenarbeit: Die Bergman, die bereits 1942 in den USA mit dem Streifen »Casablanca« an der Seite von Humphrey Bogart Weltruhm erlangt hatte, wird für sechs Filme Rossellinis Star.
Nach der Scheidung wendet sich Rossellini nach Indien, wo er die italienisch-französische TV-Serie »L'India vista da Rossellini« (Indien von Rossellini gesehen) und den dokumentarischen Spielfilm »India« dreht. Sein Spätwerk in den 60er und 70er Jahren besteht hauptsächlich aus historischen Fernsehfilmen wie »Die Machtergreifung Ludwigs XIV.« (1966) oder »Sokrates« (1970). Roberti Rossellini starb am 3. Juni 1977 im Alter von 71 Jahren an einem Herzinfarkt in seiner Heimatstadt.

Artikel vom 06.05.2006