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Ein wunderbares Konzert

Ivan Stolbov brilliert vor 150 Besuchern in St. Johannis

Halle (mas). Wieviel Mozart braucht der Mensch? Nicht satt hören kann sich wohl auch die Haller Bevölkerung an den Werken des berühmten Komponisten, der in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiert.

150 Besucher fanden sich am Freitagabend in der Johanniskirche ein, um Mozarts berühmtem und einzigem Solokonzert für Klarinette zu lauschen in einer Interpretation des Petersburger Soloklarinettisten Ivan Stolbov und des Collegium musicum Bielefeld.
Die Bielefelder Musiker eröffneten das Konzert mit der 2. Suite g-Moll »La Musette« von Georg Philipp Telemann ( 1681 - 1767), der lebenslang der Form der Orchestersuite treu blieb. Mal Volltönend und homogen, mal heiter tänzelnd, mal schreitend ließ das Ensemble seine Streicherarrangements erklingen. Auch Paul Hindemith (1895 - 1963), gewürdigt als Klassiker der modernen Musik, erfuhr eine Interpretation seiner fünf Stücke für Streichorchester. In Tempiwechseln baute sich ein für einige Ohren zum Teil schrägtönender Spannungsbogen auf, der an den Spannungsaufbau in Hitchcock-Filmen erinnerte.
Eine kleine Einstimmung zum Höhepunkt bot Mozarts (1756 - 1791) Rondo C-Dur für Violine und Orchester. Solist und Ensemble-Mitglied Michael Wolff arbeitete seine Soli fein heraus, ließ seine Violine ein Eigenleben führen, prächtig umrahmt vom Orchester.
Als dann der junge Ivan Stolbov die Bühne betrat, wurde es stiller in Kirchengewölbe. Denn der studierte Musiker Ivan Stolbov hat mehrere internationale Preise eingeheimst. Und das Klarinettenkonzert in A-Dur gilt als einer der Höhepunkte von Mozarts Kompositionskunst.
Ivan Stolbov nutzte die ganze Palette der instrumentalen Möglichkeiten: spielerische Figuren, Wechsel von höchsten in tiefste Register und umgekehrt, Schattierungen zwischen warmer, sehnsuchtsvoller Klanggebung und kecken Staccati. Zum Weinen schön das langsame Adagio, ein zarter Dialog zwischen Klarinette und Orchester, das sogar Einzug ins Kino gehalten hat. Es lockte als Leitmotiv des Hollywood-Klassikers »Jenseits von Afrika« Millionen in die Kinos.
Kirchenmusikdirektor Martin Rieker dirigierte das Konzert gewohnt professionell mit viel Hingabe und Körpereinsatz. Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum bei den Künstlern für ein wunderbares Konzert.

Artikel vom 08.05.2006