06.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Drangvolle Enge im
»Labyrinth Fluchtweg«

Mobile Erlebnisausstellung zu Gast an Bürener Schule

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Büren (WV). »Migrationshintergrund«: Dieses Wort wird zurzeit gern verwendet, um auszudrücken, dass die Eltern eines Kindes nicht aus Deutschland kommen, sondern ihre Heimat aus den verschiedensten Gründen verlassen haben. Eine Ahnung davon, was das für viele Menschen bedeutet hat, bekamen gestern 120 Schüler und Lehrer der Mühlenkamp-Hauptschule in Büren.

Denn dort machte ein riesigerTruck Station, beladen mit einem »Museum« der etwas anderen Art. Die Erlebnisausstellung »Labyrinth Fluchtweg«, die auf Einladung des Diözesan-Caritasverbandes nach Warburg und Paderborn jetzt auch in Büren zu sehen war, nimmt die Besucher mit auf den Weg, den Flüchtlinge gehen, bis sie in Deutschland ankommen.
Zu Beginn der gut 20-minütigen Führung erhalten die Schüler einen Walkmann und erleben in der drangvollen Enge des Trucks die Geschichte von Laila mit, die schwanger und gemeinsam mit Ehemann Jamal und der kleinen Inaam aus Afghanistan nach Deutschland fliehen möchte.
Die Familie legt mit ihrem Fluchthelfer einen langen Weg zurück, schafft es schließlich über die Grenze, um dann festzustellen, dass die »Festung Europa« sie ganz und gar nicht mit offenen Armen empfängt.
Was folgt, sind endlose Anhörungen, jede Menge Bürokratie, Bedrohung durch Neonazis und schließlich die Abschiebung.
»Jugendliche, die am Eingang noch herumgespielt und Witze gemacht haben, kommen nach der Führung ganz still und nachdenklich aus dem Truck heraus«, hat Lovely Pazoor, Mitarbeiterin des Caritasverbandes im Erzbistum Paderborn, beobachtet.
Allerdings, so gibt Lydia Hake vom Caritasverband im Dekanat Büren zu bedenken, müsse das zwar eindrucksvolle, aber naturgemäß nicht eben angenehme Ausstellungserlebnis möglichst im Unterricht vorbereitet werden. »Lehrer, die von einigen ihrer Schüler wissen, dass sie traumatische Fluchterlebnisse hinter sich haben, sollten sie besser nicht in den Truck hineingehen lassen.«
Die Ausstellung, die vornehmlich an Haupt- und Förderschulen gezeigt wird, ist Teil des aktuellen Jahres-Themas der Caritas. Das lautet: »Integration beginnt im Kopf - Für ein besseres Miteinander von Deutschen und Zuwanderern«.

Artikel vom 06.05.2006