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Späte Trauer
um die
IT-Akademie

Medienfirmen suchen Personal

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Ein Viertel aller Gütersloher Erwerbstätigen sind bei einem Unternehmen aus der Medienbranche angestellt - das entspricht rund 11 500 Beschäftigte. In einer neuen Studie über den »Medienstandort Gütersloh« führt der Bielefelder Betriebswirtschaftsstudent Gunther Boxhammer (25) mehr als 300 Firmen auf.

Mit gut 8000 Beschäftigten arbeitet der weit überwiegende Teil für die Bertelsmann-Arvato-Töchter Mohn Media, Sonopress oder die Medienfabrik. Doch jenseits des Medienkonzerns gibt es inzwischen eine ausgeprägte Infrastruktur kleinerer und mittelständischer Medienspezialisten - Druckereien, Softwareschmieden, Medien- und Grafikdesigner, Büros für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Fotografen, Filmproduzenten. »Diese Vielfalt kennt in Gütersloh kaum jemand«, sagt Wirtschaftsförderer Martin Balkausky, der die Untersuchung bei der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) angeregt hat.
So sei es höchst unglücklich, wenn namhafte Gütersloher Möbel-, Nahrungsmittel- oder Metallproduzenten Pressebüros aus Hamburg, Berlin, Düsseldorf oder München mit Öffentlichkeitsarbeit beauftragten, obwohl sie diese Dienstleistung auch in ihrer Nachbarschaft beziehen könnten. »Natürlich geht es wie bei allen Dienstleistungen um den Preis. Doch die Gütersloher Unternehmen bekommen mitunter keine Chance, weil sie hier niemand kennt«, stellt Balkausky fest.
Die Organisation von Medienmessen lautet darum eine Empfehlung, die Gunther Boxhammer in seiner Diplomarbeit herausgearbeitet hat. Die von ihm befragten Unternehmen regten außerdem an, die schon jetzt veranstalteten »Medientreffen« neu zu strukturieren. »Die Firmen würden lieber Workshops abhalten, deren Themen und Inhalte sie gerne mit beeinflussen würden«, teilt Boxhammer mit. Ferner schlagen sie einen gemeinsamen Internetauftritt vor (»medienstadt-gütersloh.de«) und die Einführung eines gemeinsamen »Job-Portals«. »Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte ist das wichtigste Anliegen der hier tätigen Medienfirmen. Und gleichzeitig der größte Mangel«, stellt Boxhammer fest. Viele bedauerten inzwischen, dass es das kombinierte Aus- und Weiterbildungsangebot der IT-Akademie nicht mehr gebe. Boxhammer: »Die Akademie war offenbar die richtige Idee zur falschen Zeit.« Weitere Details seiner Arbeit stellt er am Dienstag, 9. Mai, ab 18 Uhr in der FHDW-Zweigstelle an der Schulstraße (Flöttmann-Gebäude) vor.

Artikel vom 06.05.2006