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Rasenpflege für König Fußball

Bielefelder Fachfirma Heiler macht deutsche Fußballstadien WM-tauglich

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). »Geschafft!« - Wenn am 9. Juni in Münchens Allianz-Arena der erste WM-Ball rollt, hat Udo Heiler seine Arbeit erledigt. Der Bielefelder Sportanlagenbauer liefert den neuen WM-Rasen in die Arena. Die erfahrenen Greenkeeper aus OWL haben den »grünen Daumen« und die Lizenz, im Auftrag der WM-Organisatoren Stadien vorzubereiten.

Während sich Nationaltrainer noch Gedanken um die Zusammensetzung ihrer Kader machen, sind Udo Heiler und sein Bruder Michael im WM-Stress. Heiler: »Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist etwas ganz Besonderes. Für uns als Sportanlagen-Profis ist es wohl die letzte im eigenen Land, die wir mit unserem Know-How begleiten können.« Insgesamt 45 Mitarbeiter beschäftigt Heiler, davon spätestens von der nächsten Woche an 20 allein im Auftrag von König Fußball und Kaiser Franz. In fünf der 12 WM-Stadien ist Heiler mit dem Rasen selbst befasst. Dafür sitzen Trainer und Betreuer in allen Anlagen auf Polythan-Kunstrasen, den die Bielefelder eingebaut haben. Und auch die meisten Ballfangnetze inklusive Masten, die hinter den Toren der Kahns und Lehmanns gespannt sind, haben die Fachleute vom Teutoburger Wald eingebaut.
Auf dem Heiler-Hof in Bielefeld ist die Lkw-Karawane am Freitag bereits abfahrbereit. Zwei Vierzigtonner und ein Lkw, dazu ein eigens neu angeschaffter Werkstattwagen, gehen Montag auf Reisen. Wenn in Dortmund der letzte Bundesliga-Ball an diesem Samstag ausgerollt ist, kommt die Stunde von Sönke Prieg (39). Mit der riesigenFräse bereitet er den Unterbau für den neu zu verlegenden WM-Rasen. Prieg: »Erst Dortmund, dann Leipzig, anschließend Frankfurt, der Zeitplan ist eng gesteckt.« Während die Bielefelder in den drei Stadien nur die Vorarbeiten für einen anderen Rasenverleger übernehmen, haben sie in München und Nürnberg die Verantwortung auch für das »heilige Grün«. Außer dem Heidelberger Rasenlieferanten Büchner ist Heiler einziger Besitzer einer aufwändigen Rasenverlegemaschine in Deutschland. Mit der wird auch der grüne Teppich für das Eröffnungsspiel ausgelegt.
Das erste dicke Kompliment für eine »perfekte Arbeit« hat das Heiler-Team seit Freitag bereits in der Tasche. Green-Keeper André Kastigen vernahm es aus berufenem Mund, von seinem englischen Wembley-Kollegen persönlich. »A very good job«, so Kastigen, konstatierte der Mann von der Insel. Der hat das von Heiler verlegte Grün auf dem Trainingsplatz der englischen Nationalelf im Mannschaftsquartier »Bühlertal« geprüft. Ebenfalls ran müssen die Rasenprofis aus Bielefeld für den Trainingsplatz der Italiener im Duisburger Sportpark Wedau und schließlich - fast ein Heimspiel - im Gütersloher Heidewald. Dort treten bekanntlich die Portugiesen im öffentlichen Showtraining an den Ball.
Wenn alle Technik hält und das Wetter bei der sensiblen Rasentechnologie mitspielt, hat Udo Heiler sein Finale bereits am 24. Mai. Und während Bruder Michael Heiler sogar Karten für ein WM-Spiel hat, denkt Udo Heiler an Kurzurlaub mit Ehefrau Ute.

Artikel vom 06.05.2006