06.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Familie soll für »Kaktus«
immer Zentrum bleiben

40 Zuhörer bei Vortrag über Pubertät mit Beate Bopp


Werther (mas). Irgendwann zwischen 11 und 16 Jahren geht es los: Die lieben Kleinen werden ohne Vorwarnung zum Monster: Türen werden geknallt, Musik dröhnt durchs Haus und Eltern sind sowieso blöd. Mit der Kunst, einen solchen »Kaktus« in den Arm zu nehmen, wandte sich am Donnerstag Abend ein Vortrag im Familienzentrum Fam.o.S. in Werther direkt an die Eltern.
Gut angenommen wurde das Referat von Beate Bopp von der Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Halle, denn: Etwa 40 Zuhörerinnen wollten wissen, wie Eltern und Kinder sich annähern können in dieser schwierigen Phase des Erwachsenwerdens. In der Regel setzt die Pubertät bei Mädchen zwei Jahre früher ein als bei Jungen, generell zwei bis drei Jahre früher als noch vor hundert Jahren, berichtet Beate Bopp. Die Kinder befänden sich in einer zweiten Trotzphase, die die Abnabelung von den Eltern einleitet. »Die Jugendlichen wollen wissen, wer sie sind und wer sie sein wollen. Es ist eine spannende und schreckliche Zeit zugleich«. Und das gilt für das komplette Umfeld, in dem das Kind lebt.
Die Jugendlichen machen tiefgreifende seelische und körperliche Veränderungen durch, die hormonelle Entwicklung setzt ein, die Sexualorgane bilden sich aus, Wachstumsschübe setzten ein. All das führt Jugendliche oft ins Unwohlfühlen und zu Wahrnehmungsverschiebungen. Schon jedes zweite Mädchen fühle sich zu dick. Beate Bopp wartet mit erschreckenden Zahlen auf: Zehn Prozent der Zehnjährigen und 60 Prozent der 15-jährigen habe bereits eine Diät hinter sich.
Auch die Seele der Kinder entwickelt sich, Identitätsfindung setzt ein, Gleichheit und Anderssein und die geschlechtliche Identität werden geprüft. Moralvorstellungen, Gut und Böse werden ausgelotet. Die Ablösung des Heranwachsenden vom Elternhaus erfolgt schrittweise bis hin zum Auszug.
Beate Bopp appelliert an die Eltern, dass trotz aller Machtkämpfe die Familie der sichere Ort und das Zentrum fürs die Heranwachsenden bleiben soll, die Eltern mit ihren Kindern Kontakt aufnehmen und Grenzen setzen sollen. Eine richtige Aufklärung sei wichtig, besonders für Mädchen im Hinblick auf das Thema Missbrauch, das heute zum Glück nicht mehr so tabuisiert wird.

Artikel vom 06.05.2006