08.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bei »Rot« vom Schlafwagen
in den Express umgestiegen

Oberliga: VfB Fichte wittert nach 1:0 gegen Schermbeck »Morgenluft«

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Platzverweise bewirken oft auch Wunder. Als der Siegerländer Schiri André Klüsener in der 72. Minute dem »Hüpker« Carsten Block die Rote Karte zeigte, stieg VfB Fichte um: Vom Schlafwagen in den Oberliga-Express. Die Fahrt endete mit einem 1:0-Sieg gegen SV Schermbeck in der Hoffnung, doch noch den Klassenerhalt schaffen zu können.

Danach sah es allerdings über weite Strecken nicht aus. Dass die 64 Zuschauer auf der Gegentribüne in der Sonne ausharrten, hatte weniger mit dem Gekicke auf dem grünen Rasen, sondern vielmehr mit den frühsommerlichen Temperaturen zu tun. Echte Aufreger waren bis zur Halbzeitpause auf beiden Seiten nicht vorhanden. Verdeutlichte Schermbecks Co-Trainer Dirk Cholokowski die Devise: »Wir wollten hier zumindest punkten, um im nächsten Spiel gegen Ahlen II den Klassenerhalt endgültig perfekt zu machen.«
Mit einer geharnischten Pausenpredigt versalzte VfB Fichte-Trainer Sven Moning den Schermbeckern diese Tour. Er appellierte an die Ehre und forderte mehr Durchschlagskraft in der Offensive. Monings Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Zwar hatten die »Hüpker« in der 50. Minute sehr viel Massel, als Alexander Kaul nur den Pfosten traf. Doch so allmählich lockerten die Platzherren die Bremsen. Stürmer Robert Mainka, der für den verletzten Abwehrchef Güven Aydin kam, erhöhte sofort die Schlagzahl nach vorn. Mit einem klugen Pass auf Thorsten Meier brachte er sich erstmals in Erinnerung. Doch »Totto« Meier hatte kein Zielwasser getrunken und semmelte das Leder weit am Kasten vorbei.
Nach 72 Minuten schien der letzte Hoffnungsschimmer für VfB Fichte zu schwinden. Nachdem der flinke Björn Barke Carsten Block düpierte und ihm den Ball an der Strafraumgrenze abgenommen hatte, griff »Blocki« als letzter Mann ganz kurz ins Trikot des Gegners und brachte ihn zu Fall. Dafür sah er die berechtigterweise die Rote Karte. Ein Delikt mit positiver Signalwirkung.
Fortan spielten nur noch die zehn Hüpker. Sie setzten Schermbeck pausenlos unter Druck und erarbeiteten sich eine Vielzahl von Chancen. Thermanns Kopfball sauste knapp am Tor vorbei. Mainka zwang Keeper Oliver Dirr zu einer Glanzparade und scheiterte wenig später mit einem tollen Schuss an den Pfosten.
Fünf Minuten vor dem Abpfiff hatte der »Joker« mehr Glück. Über Gliniars und Reitemeier kam die Kugel erneut zu Mainka. Der zuvor gefrustete Einwechselspieler nahm das Leder hoch und wuchtete es volley in die lange Ecke. Der Rest waren unkontrollierte Befreiungsschläge, die jetzt auch von den Zuschauern in der Sonne jeweils stürmisch bejubelt wurden.
Durch den 1:0-Erfolg wittert VfB Fichte wieder Morgenluft. Nach dem Abpfiff rief Moning seine Jungs im Kreis zusammen. »Das war heute die passende Antwort. Noch ist alles drin. Wir haben noch vier Spiele und daraus holen wir zwölf Punkte.«
VfB Fichte: Bergenthal, Block, Aydin (50. Mainka), Rasic, Geceli, Reitemeier, Theermann, Meier (60. Smith), Gliniars, Sawkill (73. Warnow), Belombo.
Tor: 1:0 Mainka (85.).
Rote Karte: Block (72.).

Artikel vom 08.05.2006