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Die Bayern-Liga
Hart
am
Ball
Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Die Liga der Langeweile zu bezichtigen, war wenigstens für die drittletzte Halbzeit der Saison nicht ganz richtig. Da lagen die Bayern noch zurück, die Hamburger vorn und wenn es dabei geblieben wäre, hätte es am 34. Spieltag doch noch ein kleines Fernduell um den Titel gegeben.
Aber dann erledigte sich das, weil der Rekordmeister die Punktpflicht in der Pfalz in der 69. Minute erfüllte. Ihr 20. Championat fuhren die Münchner routiniert ein. Ab und an waren sie etwas lässig, selten magisch, aber wahrscheinlich viel weniger in Gefahr, als sich das Hamburger, Bremer oder Schalker gedacht haben. Einen Husarenritt legte der Titelverteidiger zwar nicht hin, eine Bayern-Liga könnte es bleiben: schwer zu glauben, dass die Doppel-Double-Dynastie im kommenden Jahr nicht zum Triumph-Triple erweitert wird.
Dass Ballack dann nicht mehr da ist, sollte kaum stören. Der Nationalelf-Kapitän war mehrfach verhindert, verloren war seine Mannschaft deswegen kein einziges Mal. Der Schuh drückt woanders. Insgeheim haben sie an der Säbener Straße wohl schon die Sehnsucht, es mit der europäischen Elite aufzunehmen, die ihnen seit einiger Zeit ein wenig enteilt ist. Nun versuchen es die Münchner andersherum und versehen ihre internationalen Ambitionen mit Understatement. Sie ernennen sich zum Außenseiter.
In der Bundesliga wird wieder kein Weg an ihnen vorbei führen, und wenn sie wirklich Podolski holen und van Buyten oder sonst ein Ass, mag es sein, dass sie beim nächsten Mal schon wieder früher jubeln. So sind wir dankbar, dass sie sich dieses Mal bis Runde 33 Zeit gelassen haben.

Artikel vom 08.05.2006