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In doppelter Unterzahl Sieg vergeben

Fußball-Landesliga: Steinhagen rutscht nach dem 0:0 in Herford auf einen Abstiegsplatz ab

Aus Herford berichtet Stephan Arend
(Text und Fotos)
Steinhagen (WB). Nurettin Barka ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden: Der Nachfolger des am Freitag beurlaubten Stefan Studtrucker soll Fußball-Landesligist Spvg. Steinhagen vor dem Abstieg retten und in der nächsten Saison als Coach den Neuanfang vorantreiben (das WB berichtete Samstag exklusiv). Teil eins seiner Mission ist nach dem 0:0 im Kellerduell bei SC Herford mehr denn je in Gefahr.

Weil Kontrahent Dützen für einen 6:0-Paukenschlag in Bustedt sorgte, rutschte die Spvg. trotz des Teilerfolges erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz ab. Die Schlussphase der 95 Minuten im altehrwürdigen Jahnstadion lässt erahnen, was auf das Team vom Cronsbach in den kommenden Wochen zukommt: Abstiegskampf pur, eine einzige Nervenschlacht.
André Hubers Gelb-Rote Karte in der 87. Minute ist erst der Auftakt einer Schlussphase, in der sich die Ereignisse überschlagen. Weil Stephan Epp vom völlig überforderten Schiedsrichter schon Ende der ersten Halbzeit die Ampelkarte gesehen hat, stehen nur noch neun Gästespieler auf dem Feld. Derweil zittert der zu Unrecht auf die Tribüne verbannte Barka hinter dem Absperrgitter mit seinen Schützliingen.
Herford, in der Tabelle zwei Zähler hinter der Spvg. platziert, wirft alles nach vorne und läuft in einen Steinhagener Konter. Tolga Evcimen rennt 40 Meter alleine auf das SC-Tor zu. Seine Mitspieler und die gesamte Steinhagener Bank machen sich schon zum Jubeln bereit. Doch der in der Vergangenheit so kaltschnäuzige Torjäger lupft den Ball halbherzig in die Arme des Keepers. Dem kollektiven Haareraufen folgt das blanke Entsetzen, als im Gegenzug ein 17-Meter-Schuss des Herforders Ferrah Colak an die Latte klatscht. Doch damit nicht genug: Es sind bereits 94 Minuten gespielt, als Evcimen sein Missgeschick wieder gut macht, sich im Duell mit seinem Gegenspieler geschickt behauptet und quer auf den eingewechselten Martin Schmidt legt. Der Joker schiebt den Ball ins leere Tor. Doch der Schiedsrichter will zuvor ein Foul von Evcimen gesehen haben. Die letzte von mehr als einem Dutzend kurioser Entscheidungen.
Als die Partie endlich vorbei ist, sinken die Gästespieler enttäuscht zu Boden. Nach ereignisarmer erster Halbzeit waren sie in Unterzahl dem erlösenden Siegtreffer näher gewesen als der harmlose Kontrahent. Herford tauchte kurz vor dem Wechsel zwei Mal gefährlich vor dem souveränen Spvg.-Keeper Harald Hunke auf, hatte damit sein Pulver aber verschossen.
»Ich habe den Jungs in der Pause gesagt: Jetzt können wir zeigen, dass wir Moral haben. Und das haben sie beherzigt.« Bewusst hob Nurettin Barka nach dem Abpfiff den positiven Aspekt des Spiels hervor. Natürlich blieb auch ihm nicht verborgen, dass seine ohne Frage willigen Schützlinge total verunsichert sind. Selbst ein absoluter Führungsspieler wie Sonad Taner schoss gleich mehrere Böcke. Pässe über nur wenige Meter kamen nicht beim Mitspieler an. Und noch vor einigen Monaten hätten die selben Spvg.-Akteure zumindest eine der vielen hochkarätigen Konterchancen in Halbzeit zwei genutzt. »Das war heute natürlich kein Landesliga-Niveau«, gestand Barka ein.
Er und sein Mitstreiter Michael Johanning werden in den nächsten Tagen versuchen, die niedergeschlagene Mannschaft wieder aufzurichten. Schließlich steht kommenden Sonntag das nächste Endspiel im Kampf um den Klassenerhalt an: Dann gastiert Schlusslicht Bustedt im Cronsbachstadion. Alles andere als ein Sieg würde die Klassenerhalts-Aktien der Spvg. noch weiter sinken lassen.

Daten & Fakten
SC Herford: Krauß - Kosecki (73. Niedermeier), Freundt, Kämmerer, Schlobinski, Schnitker, J. Schnelle (61. Steinkamp), F. Schnelle, Steffen, Wingert (61. Colak), Jusufi.
Spvg. Steinhagen: Hunke - Taner - Wunderlich, Huber - Eisinger, Schwenke (82. Ballay), Epp, Hofbüker, Kapelski (54. Köhler) - Bas (80. Schmidt) - Evcimen.
Zuschauer: 100.
Gelb-Rote Karten: Epp (43.) und Huber (87.).
Steinhagens nächster Gegner: zu Hause gegen SG Bustedt (Sonntag, 14. Mai).

Artikel vom 08.05.2006