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Viel Detektivarbeit im Gemeindebüro

Für die goldene Konfirmation begibt sich Christa Fahrenbrink jedes Jahr auf Spurensuche

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Mit dem Blättern in vergilbten Kirchenbüchern ist es lange nicht getan. Wenn Christa Fahrenbrink ihre Einladungen verschicken möchte, muss sie viel Spürsinn an den Tag legen. Detektivarbeit ist gefragt - denn viele auf ihrer Liste sind »verschollen«.

Es sind die Einladungen zur goldenen Konfirmation am 11. Juni, die die Mitarbeiterin der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Versmold über Wochen hinweg beschäftigen. Anfang des Jahres beginnt die große Suche. Denn auch wenn der Großteil der 208 Konfirmierten seit dem großen Tag vor 50 Jahren nicht weit weggezogen ist: Um möglichst allen die Einladungen zukommen zu lassen, ist Recherche nötig. In den Kirchenbüchern ist zwar genau nach Ortsteilen und Pfarrern aufgelistet, wie die Konfirmanden Anno 1956 hießen, wann sie geboren und getauft wurden, wie ihre Eltern hießen, wo sie wohnten und welchen Beruf der Vater hatte. Doch das reicht 50 Jahre später natürlich längst nicht mehr -Êzu viele Jahre sind vergangen. »Und vieles hängt von der Handschrift von damals ab«, weiß Pfarrer Christoph Grün. »Dieser Jahrgang ist aber sehr akkurat geschrieben«, zeigt er auf die gestochene schwarze Tintenschrift auf den vergilbten Blättern.
»Es ist schon viel Sucherei«, sagt Christa Fahrenbrink. Seit 15 Jahren begibt sie sich Jahr für Jahr auf die Spuren der Jubiläumskonfirmanden. Griffbereit hat sie hierfür Telefon, einen Stapel Telefonbücher, den Computer - und ihr Gedächtnis. Denn dadurch, dass sie schon seit 40 Jahren in Versmold lebt, kennt sie viele und die familiären Zusammenhänge.
Ob verstorben, umgezogen oder verheiratet: Spurensuche ist in jedem Fall gefragt. Leichte Fälle sind die Einheimischen, die nur im Ort umgezogen sind, schwieriger wird es bei den Auswärtigen und dann vor allem bei den Frauen: »Denn diese haben meist nicht mehr ihren Mädchennamen.« Christa Fahrenbrink befragt die Gemeinde-EDV, blättert in Telefonbüchern, fragt in Gemeindebüros anderer Städte nach. Oftmals klingelt auch beim Bruder oder Schwester eines Gesuchten das Telefon, die Gerda Fahrenbrink nach der aktuellen Adresse fragt.
Ihre Spurensuche führt sie meist in die nähere Umgebung. Aber auch in fernen Ländern flattern Einladungen zur Jubiläumskonfirmation in die Briefkästen -Êetwa die USA oder Frankreich. »Egal ob der Angeschriebene kommen kann oder nicht: Wir hoffen auf jeden Fall auf eine Antwort.« Schön sei es, wenn sich die Angeschriebenen trotz Absage bedanken: »In einem Fall haben wir einen Brief von jemandem bekommen, der nicht kommen konnte, der aber Grüße an alle ausrichten ließ. Das haben wir natürlich gemacht«, sagt Grün. Vielen sei die Jubiläumskonfirmation und vor allem der Gottesdienst sehr wichtig, weiß Pfarrer Grün. Und der ist zu diesem Anlass besonders festlich. Alle erhalten eine Konfirmations-Urkunde, im Anschluss besteht die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Mittagessen.
Bis auf ein gutes Dutzend hat Christa Fahrenbrink inzwischen alle aufgespürt und angeschrieben, eine ganze Reihe Anmeldungen sind schon auf ihrem Schreibtisch gelandet. Bis zum 30. Mai sind die Anmeldungen noch möglich. Christoph Grün weiß das Engagement der Mitarbeiterin zu schätzen. »Alleine wären wir völlig hilflos.« Wie viele Jubiläumskonfirmanden kommen, stehe und falle mit ihrem Einsatz.

Artikel vom 06.05.2006