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Bandenchef soll neun Jahre in Haft

Bewährung für den »Kronzeugen«


Bielefeld (uko). Kaufmann Carsten B. (41) soll als Kopf einer Einbrecherbande neun Jahre Haft absitzen. Diesen Strafantrag hat am Donnerstag Staatsanwalt Hans-Dieter Heidbrede vor dem Bielefelder Landgericht gestellt. Sein Bielefelder Komplize Johannes B. soll drei Jahre Haft absitzen.
Die Bande agierte in ganz Ostwestfalen und Nordhessen und hatte sich auf hochwertige Waren aus Möbelhäusern, Baumärkten sowie auf Reitsportbedarf und Automobilzubehör spezialisiert. Insgesamt hatte die Bande bei elf Einbruchdiebstählen in der Zeit von Juli 2004 bis August 2005 Waren im Wert von mehr als 225 000 Euro erbeutet.
Neben Carsten B. mußten sich vor dem Landgericht der Mindener Sascha W. (21) und der ehemalige Physik-Student Johannes B. verantworten. W. soll lediglich eine zweijährige Jugendstrafe wegen elf Bandendiebstählen erhalten, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollte, die drei Jahre Haft gegen Johannes B. hat Heidbrede wegen dreier »einfacher« Einbrüche beantragt.
Sascha W. hatte zu Beginn des Prozesses umfassend gegen seine Mittäter ausgesagt. Der Staatsanwalt honorierte sein Verhalten als mutig. Insbesondere die immer noch nicht aufgeklärte Ermordung seines Halbbruders Karsten G. (28) aus Petershagen habe zum Sinneswandel des »Kronzeugen« geführt. G., der ebenfalls an den Bandeneinbrüchen teilgenommen hatte, war im August 2005 tot aus dem Weser-Seitenkanal gezogen worden. Trotz intensivster Ermittlungen der Mordkommission »Kanal« der Bielefelder Kriminalpolizei gab es nur vage Hinweise auf den mutmaßlichen Täter. Für die Kripo gilt nach wie vor der Bad Oeynhausener Carsten B. als Mörder, beweisen läßt sich die Tat jedoch (noch) nicht.
Heidbrede führte als Grund für den hohen Strafantrag auch eine massive Vorstrafe des Kaufmanns an: B. hatte 1986 eine Bundeswehrkaserne in Emmerich (Rheinland) überfallen und Waffen geraubt. Er war deshalb 1990 vom Landgericht Kleve zu fünf Jahren und vier Monaten Haft wegen schweren Raubes und Freiheitsberaubung verurteilt worden.

Artikel vom 05.05.2006