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Von Manfred Schraven

Paderborner
Perspektiven

»Ich baue ein Stadion«. . . oder?


Mit einem kabarettistisch durchsetzten Büchlein »Ich baue ein Stadion - und andere Heldensagen« hat der Münchener Oberbürgemeister Christian Ude selbstironische »Vergangenheitsbewältigung« im Umgang mit dem äußerst umstrittenen Bau des Münchener Stadions betrieben und die Lacher auf seine Seite gebracht. Das könne er mittlerweile auch, gab Bürgermeister Heinz Paus kürzlich bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter in Paderborn mehr oder weniger spaßig von sich. Dass ich nicht lache . . . Hier wird wohl Gegenwart (Präsens) mit Möglichkeit (Konjunktiv) verwechselt. Die Allianz-Arena steht, die Paragon-Arena liegt . . . brach. An der Isar wird zudem im neuen Stadion durch die Bayern Fußballgeschichte geschrieben, an der Pader durch das Oberverwaltungsgericht Münster zurzeit nur »Rechtsgeschichte«. Und die wird ab sofort wieder für alle, die es angeht, Pflichtlektüre.
Die Tür für eine Einigung sei nun endgültig zu, erklärte der Geschäftsführer der Paderborner Stadiongesellschaft (PSG) und SCP-Hauptgeschäftsführer Martin Hornberg anlässlich der abgelaufenen Frist für eine Einigung zwischen Klägern, Bürgermeister und PSG am vergangenen Wochenende. Und damit schlägt wieder die Stunde der Juristen. Das »einstweilige Verfahren« wird zur Hauptsache. Und dafür, wie die voraussichtlich ausgeht, mögen Passagen aus der Begründung des verhängten Baustopps durch das Oberverwaltungsgericht Münster vom 16. November herhalten. In seiner Begründung sprach der 4. Senat von einem offensichtlich rechtswidrigen Bebauungsplan »Zentralstadion«. Da derselbe Senat auch in der Hauptsache entscheidet, mag sich jeder seinen Teil denken. Der Rat der Stadt müsste allerdings mit Blick auf eine Zäsur auch handeln und konsequenter Weise den Bebauungsplan »Zentralstadion« aufheben. Was soll sonst das Ultimatum? Die Fristsetzung macht nun wirklich auch nur Sinn, wenn das Ruder herum gerissen wird, heißt: Mit einem entsprechenden neuen B-Plan - hier der Bebauungsplan Nr. SN 260 »Alme-Aue-Hoppenhof« - wird das Projekt »Masterplan« dauerhaft an selber Stelle abgesichert. Leicht wird's nicht, schwebt doch über allem die schallende Ohrfeige durch die Gerichte - wenn auch nur verschwommen, zudem die Warnung des Kämmerers der Stadt Paderborn, I. Beigeordneter Dieter Bartha, vor dem steuerrechtlich defizitären Haushalt der Stadt Paderborn.
Bleibt noch ein fader Nachgeschmack. Letztendlich bemüht die Politik auch in diesem Falle wieder »ihre gute Absicht«, um das Scheitern »den Anderen« in die Schuhe zu schieben. Die Stadt sei den Klägern sehr weit entgegengekommen, so Bürgermeister Heinz Paus. Man sei nur noch an Kleinigkeiten gescheitert. Vielleicht war eine solche auch nur ein »Wort des Bedauerns« den betroffenen Anliegern gegenüber. Schließlich waren die es, denen man in der Zeit der durchgepeitschten Verfahren nicht einmal das Ohr gegönnt hat. Alles andere war und ist kausale »Sündenfolge«. Und die könnte (Konjunktiv) wohl möglich immer noch glimpflich ausfallen - nämlich dann, wenn die drei Anlieger trotz allem noch ihre Klage zurückziehen . . 

Artikel vom 06.05.2006