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Schüler hören
Unfallopfer zu

Polizei kämpft gegen Rollertuning

Von Ingo Schmitz
Paderborn (WB). Mit einem »frisierten« Roller verunglückte Sebastian Pordom vor drei Jahren in Hembsen (Kreis Höxter) so schwer, dass der 20-Jährige schwerstbehindert ist und Probleme beim Sprechen und Laufen hat. Von seinem Schicksal wird er heute Hauptschülern in Wünnenberg-Fürstenberg erzählen. Die Aktion hat die Paderborner Polizei ins Leben gerufen.

Im Straßenverkehr tauchen häufig getunte Roller und Mofas auf. Oftmals erreichen die für Tempo 25 ausgelegten Fahrzeuge Geschwindigkeiten von mehr als 90 Kilometern pro Stunde. Dass sich die meist ungeübten Fahrer damit in Lebensgefahr begeben, blenden sie zumeist aus. Daher hat es sich die Polizei zur Aufgabe gemacht, die jungen Menschen gezielt auf die Gefahren aufmerksam zu machen.
Das WESTFALEN-BLATT hatte bereits vor einem Jahr über den tragischen Unfall Sebastian Pordoms berichtet. Der junge Mann, der von einer Profi-Fußballer-Karriere träumte, raste als 17-Jähriger mit dem Zweirad eines Freundes gegen einen Betonpfeiler. Bei dem Zusammenstoß erlitt er schwere Kopf- und Beinverletzungen. Erschwerend kam hinzu, dass sich die Versicherung des Rollerhalters weigerte, für die Unfallfolgen aufzukommen. Begründung: Durch die technischen Veränderungen an dem Zweirad war der Versicherungsschutz erloschen. Zu Recht: Statt 25 lief der Roller Tempo 70.
Durch den Zeitungsbericht war Ulrich Krawinkel von der Paderborner Kreispolizeibehörde auf den jungen Mann aufmerksam geworden und stellte den Kontakt her. »Sebastian hat sich sofort bereit erklärt, die Polizeiarbeit zum Thema ÝRollertuningÜ zu unterstützen. Wenn er Jugendlichen von seinem Schicksal berichtet, kann er dazu beitragen, dass diesen ähnliches Leid erspart bleibt«, betont der Beamte.
Eine Premierenveranstaltung hat Sebastian Pordom bereits hinter sich. »Vor einer Woche hat er vor 180 Schülern an der Realschule Lichtenau seine Geschichte erzählt und für sehr viel Nachdenken gesorgt«, resümiert Ulrich Krawinkel, dessen Behörde mit dieser Art von Präventionsarbeit völlig neue Wege geht. Krawinkel: »Bei vielen jungen Leuten hilft allein gutes Zureden nicht. Wenn aber ein Unfallopfer berichtet, ist das wesentlich eindringlicher.«
Neben Sebastian Pordom werden Verkehrssicherheitsberater und Sachbearbeiter des Verkehrskommissariates Paderborn das Thema »Rollertuning« aus ihrer Sicht beleuchten.

Artikel vom 05.05.2006