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Gondelunglück
nun vor Gericht

Angehörige fordern Schadenersatz

Innsbruck (dpa). Acht Monate nach dem Gondelbahnunglück im Tiroler Sölden, bei dem neun junge deutsche Skifahrer ums Leben kamen, klagen Hinterbliebene jetzt gegen die Ötztaler Gletscherbahnen auf Schadenersatz.

Das Verfahren vor dem Tiroler Landesgericht Innsbruck wurde gestern allerdings kurz nach Beginn vertagt, weil über den Schadenersatz erst nach Abschluss des Strafprozesses gegen den Hubschrauberpiloten verhandelt werden soll. Der Mann hatte beim Überfliegen der Gondelbahn einen schweren Betonkübel verloren und damit das Unglück ausgelöst. Dieser Prozess ist für den 22. Juni anberaumt.
Die Anwälte der Hinterbliebenen argumentieren in ihrer Klage gegen den Bahnbetreiber, dieser sei für die Sicherheit der Passagiere verantwortlich und hafte gegenüber seinen Kunden in besonderem Maße. Er hätte dafür sorgen müssen, dass der Betrieb während der Überflüge des Hubschraubers vorübergehend eingestellt wird. Die fünf Kläger aus Bayern und Baden-Württemberg fordern insgesamt 75 000 Euro Schadenersatz.
Ein erstes Zivilverfahren der Hinterbliebenen wegen Schadenersatzklagen gegen die Hubschrauberfirma war bereits im Februar vertagt worden. Die betroffene Firma Knaus strebt eine außergerichtliche Einigung an.
In dem Strafprozess gegen den Piloten im Juni geht es um den Vorwurf fahrlässiger Gemeingefährdung und fahrlässiger Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen. Der Pilot soll vorschriftswidrig und entgegen den Bestimmungen im Betriebshandbuch der betroffenen Firma die Flugroute direkt über die Seilbahn gewählt haben.
Bei dem Unfall am 5. September 2005 hatte der Lastenhubschrauber beim Überfliegen der Gondelbahn einen rund 700 Kilogramm schweren Betonkübel verloren, der auf das Tragseil der Bahn fiel. Die Anklage geht dabei von technischem Versagen aus. Nach Angaben anderer Augenzeugen war der Pilot so tief geflogen, dass der Kübel gegen das Tragseil prallte.
Eine der Gondeln löste sich aus der Verankerung und fiel in die Tiefe, aus einer weiteren Kabine wurden Insassen ins Freie geschleudert. Neun Skifahrer starben, darunter sechs Kinder aus dem Schwarzwald im Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Auch eine Skilehrerin und ein Skilehrer aus Mittenwald in Bayern sowie ein Skibetreuer vom Skiclub in Gilching bei München kamen bei dem Unglück ums Leben.

Artikel vom 05.05.2006