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Das mysteriöse Ende der Killeralge

Mallorca ist frei von »Caulerpa taxifolia« - und keiner weiß, warum

Palma de Mallorca (dpa). Es ist zwar alles andere als »Malle-Wetter«, was derzeit auf der Ferieninsel herrscht. Wie weithin im Süden Spaniens regnet's wie verrückt. Und der Sturm treibt meterhohe Wellen an den Strand.

Trotzdem blicken die Insel-Touristiker entspannt auf die Saison. Denn der Regen geht ja irgendwann - und vor allem: die Killeralgen sind weg! Im Kampf gegen die wuchernden Wasserpflanzen hatten die Verantwortlichen im vergangenen Jahrzehnt nichts unversucht gelassen. Mal wurden die gefürchteten Gewächse abgesaugt, mal in mühsamer Handarbeit aus dem Meeresboden gerissen - alles vergblich. Doch nun sind sie zu aller Überraschung weg.
Auf mysteriöse Weise scheint »Caulerpa taxifolia«, so der wissenschaftliche Name, vor der Balerareninsel verschwunden zu sein. »Die Ursache ist uns unbekannt«, sagt der Chef der Behörde für Meeresressourcen, Antoni Grau. »Fest steht allein, dass die Alge aus den mallorquinischen Gewässern vollends verschwunden ist.«
Die Algenplage war erstmals 1992 an Mallorcas Südostküste vor der Bucht Cala d'Or aufgetreten und hatte sich dann auf einer Fläche von 300 Hektar ausgebreitet. Bei Aquarium-Freunden ist die Alge wegen ihres frischen Grüns und ihrer gefiederten Blättchen als Zierpflanze beliebt. Im Meer dagegen breitet sie sich wie ein grüner Teppich aus, raubt den anderen Algen und dem Seegras Licht und Sauerstoff und verdrängt so nach und nach alles andere Leben. Für Badende allerdings ist sie ungefährlich.
Die Killeralge, so hatte man bisher geglaubt, hat im Mittelmeer keine Feinde. Dies scheint aber nun widerlegt zu sein. Wer der Killeralgen-Killer ist? Die Experten haben nur eine Vermutung: Eine gefräßige Meeresschnecke mit robustem Magen könnte der Plage ein Ende gemacht haben.

Artikel vom 05.05.2006